Vom Mobiltelefon kennt man es schon lange und in Peru existiert es auch schon lange im Festnetzbereich: Das Prepaid-System. Bei diesem System bekommt der jeweilige Nutzer gegen eine Gebühr einen Anschluss, kann diesen aber nur nutzen, wenn er vorher eine Karte mit einem Zugangscode erworben hat. Nach Informationen der staatlichen peruanischen Nachrichtenagentur ANDINA soll dieses Angebot nun auch auf den Stromsektor ausgeweitet werden.
Grundlage dieses Systems ist die Installation so genannter „intelligenter Stromzähler“, die den Stromanschluss erst aktivieren, wenn die Zugangskarte oder -nummer eingegeben wird. Die nötigen Nummern und Karten kann man je nach Zählerart in der Zweigstelle des Elektrizitätsversorgers am Ort oder über das Internet erwerben. Beim Kauf über das Internet kann man den Wert selbst bestimmen, die Karten werden ab einem Wert von 2 Sol vertrieben (ca. 0,5 Euro), wobei keine Obergrenze festgelegt wurde.
Ausserdem gibt es wie bereits erwähnt 3 verschiedene Zugangssysteme. Das günstigste System, das bereits seit 2005 in Porcón (Cajamarca), in Humay (Ica), in Cora Cora (Ayacucho) und im Garaguay-Tal (Canta) erfolgreich eingesetzt wird, ist das Kartensystem, bei dem man in den Stromzähler eine erworbene Magnetkarte einführt. Ein System, das sich derzeit noch in der Erprobungsphase befindet, ist das Internet-Buchungssystem. Wurde der gewünschte Betrag abgebucht, bekommt der Kunde einen Code, den er über die Tastatur dem Zähler mitteilt, der darauf hin die gebuchte Energiemenge freischaltet. Das dritte System stellt eine Vereinigung dieser beiden Geräte dar, ist aber mit 100 US$ gegen den 70 US$ bei System 2 und den 45 US$ bei System 1 auch wesentlich teurer.
Bessere Kostenkontrolle und Bürokratieabbau
Wohnt man in einer etwas entlegeneren Gegend, wo es eben auch einmal vorkommen kann, dass der Strom länger ausfällt, muss nach dem bisherigen System trotz allem bezahlt werden – bereits die Zustellung der Rechnung kostet. Dies gilt aber nicht nur für den Fall von Stromausfällen, insgesamt würden die Stromlieferanten die Zustellungskosten einsparen und haben bereits angekündigt, diese Ersparnisse direkt an die Verbraucher weiter zu geben: Bis zu 5% des Strompreises könnten Eigentümer eines „intelligenten Stromzählers“ sparen.
Ein weiterer praktischer Vorteil liegt darin, dass man am Ende des Monats keine bösen Überraschungen erlebt, ist es doch möglich, sich in jedem Moment das Guthaben anzeigen lassen. Der Stromzähler benachrichtigt den Besitzer bereits 4 Tage vor dem vermutlichen Ende des Guthabens. Und wer nicht über die Mittel verfügt, auf einmal die gesamte Rechnung zu bezahlen, kann dies in mehreren Raten tun.
Im Moment ist es zudem so, dass dem Kunden, der seine Stromrechnung nicht bezahlt, nach einer bestimmten Frist der Strom abgestellt wird. Das Wiederaufnehmen der Stromlieferung kostet den Kunden rund 11 Sol. Dieser zusätzliche Aufwand für Kunden wie auch den Stromlieferanten im derzeitigen System könnte durch die Umstellung auf Prepaid-Strom eingespart werden.
Wie die staatliche Kontrollinstanz für Investitionen in Energie und Minen Osinergmin feststellt, entscheidet aber letztendlich der Kunde über Erfolg oder Misserfolg des prepaid-Systems. Und auch, ob diese Umstellung so sozialverträglich ist, wie sie bisher scheint, muss sich noch zeigen.