Die populäre Gesellschaftsjournalistin und -kommentatorin Magaly Medina (Spitzname „Urraca“) hat diese Woche ihre 6monatige Strafe wegen Diffamierung im Santa Mónica-Frauengefängnis angetreten. Das Gericht in Lima hatte sie schuldig befunden, den derzeit in der deutschen Bundesliga spielenden Fußballer Paolo Guerrero in Mißkredit gebracht zu haben. Magaly Medina hatte in ihrer Zeitschrift und Fernsehsendung „MagalyTV“ (ATV) Bilder veröffentlicht, die mehrere Spieler der peruanischen Nationalmannschaft vor einem Nachtlokal zeigen. Nach MagalyTV sollen diese Bilder gegen 2 Uhr Morgens in der Nacht vor einem Spiel der peruanischen Nationalmannschaft gegen Brasilien entstanden sein – das die peruanische Elf ohne jede Chance verloren hatte. Die beschuldigten Spieler waren daraufhin wegen des „Fehlverhaltens“ aus dem Nationalteam ausgeschlossen worden. Laut dem Urteil waren diese Bilder aber 2 Tage zuvor entstanden, nicht in besagter Nacht, was Magaly Medina vehement bestreitet. Magalys Heimatsender ATV muss jedenfalls derzeit die Abende mit weiteren Telenovelas füllen; sollte die Berufung, die Magalys Anwalt César Nakasaki (u.a. auch Anwalt des Ex-Diktators Fujimori) direkt nach der Urteilsverkündigung ankündigte hatte, erfolglos sein, noch für 6 weitere Monate.
Magalys Kollegen, so z.B. der Moderator und Schriftsteller Jaime Baily („El Francotirador“), sehen hinter der Strafe eine politische Verschwörung. So ist im Moment die gesamte politische Klasse in großer Aufruhr, seit vor einigen Wochen Tondokumente veröffentlicht wurden, in denen zu hören ist, wie sich Rómulo León Alegría, ehemaliger Minister der Apra-Präsidentenpartei, mit dem Chef des Ölförderunternehmens Discover Petroleum darüber unterhält, wie sie dem Unternehmen bei der Vergabe von Förderlizenzen gegen Geld einen Vorteil verschaffen können. Für Baily ist die Gefängnisstrafe für Magaly Medina nur eine Vernebelungsaktion, um die Aufmerksamkeit von den „PetroAudios“ getauften Tondokumenten abzulenken. Wobei es sich inzwischen nicht mehr nur um Audios – also Tondateien -, sondern auch um „Petromails“ handelt, also um E-Mails von Computern der verdächtigen Personen.
So ist auch das Ergebnis einer Umfrage des Markt- und Meinungsforschungsunternehmens „Apoyo“ nicht weiter erstaunlich. Nach einer „Apoyo“-Umfrage, die von der Tageszeitung „El Comercio“ in Auftrag gegeben worden war, wissen 98% der Einwohner Limas von dem Fall Magaly Medina, 42% halten sie der Diffamation für schuldig, immerhin 47% meinen aber auch, dass es sich bei der harten Strafe um eine politische Entscheidung handelt, um die Korruptionsfälle aus den Nachrichten zu verdrängen.
Derweil ziehen die „Petroaudios“, deren Entstehung noch immer nicht geklärt ist und die nun auch die Geheimdienst-Kommission des peruanischen Kongresses beschäftigen, weiter Kreise. So wird in einem erst vor wenigen Tagen veröffentlichten Tondokument sowohl die Tochter des ehemaligen Ministers León Alegría, die ebenfalls im peruanischen Kongress sitzt, erwähnt, als auch der inzwischen wegen des Falles zurückgetretene Premierminister Del Castillo. Beide streiten jegliche Verwicklung in den Fall vehement ab.
Um schließlich Jaime Baily noch recht zu geben, soll auch dieser Beitrag mit Magaly Medina enden und nicht mit Petroaudios oder Petromails. Wie RPP Noticias auf seiner Startseite berichtet, war Magalys Sohn Gianmarco nach seinem Besuch im Gefängnis den Tränen nahe. Er soll ihr in einer großen Tüte ein Frühstück und mehrere Bücher gebracht haben.
Quellen: RPP, ANDINA, El Comercio, CNR