Die Region Lambayeque hat seine größten Krankenhäuser in Alarmbereitschaft versetzt. Ärzte und Sanitäter wurden dieser Tage am Schutzgebiet „Bosque de Pómac“ bei Ferreñafe zusammengezogen, obwohl dort überhaupt nichts passiert ist. Aber sollten sich die schlimmsten Befürchtungen realisieren, werden sie vermutlich kaum hinterher kommen, Verletzte zu versorgen. Denn in den nächsten Stunden läuft das Ultimatum ab, in dem die peruanische Regierung die rund 200 Familien, die sich illegal innerhalb des Schutzgebietes angesiedelt haben, dazu auffordert, ihre Häuser zu räumen. Viele Familien haben das Schutzgebiet inzwischen verlassen. Andere sind geblieben und wollen nicht freiwillig gehen.
Formalisierung von Landbesitz schafft auch Probleme
Daraus ergibt sich ein Dilemma, vor dem die peruanische Regierung, in diesem Fall allen voran Umweltminister Brack Egg, in diesen Jahren immer wieder steht. Wo es möglich ist, werden oftmals Siedlungen, die auf Land in Staatsbesitz gebaut wurden, nach einer gewissen Zeit einfach „legalisiert“, die Landbesetzer werden offizielle Landbesitzer. Dadurch konnten – zumindest in vielen Fällen – Probleme vermieden werden, die in Brasilien zur Landlosenbewegung geführt haben. Allerdings wurden dabei auch neue Probleme geschaffen. So gehen die Landbesetzer eher selten nach einem geregelten Bebauungsplan vor, was insofern verständlich ist, dass das Hauptanliegen erst einmal ein Dach über dem Kopf ist. Das Problem kommt dann, wenn sich eine größere Ansiedlung bildet, die sich mit der Zeit fortentwickelt. Erst dann wird oftmals klar, dass bei der ungeplanten Landbesetzung keine öffentlichen Plätze, kein sinnvoller Straßenverlauf, kein einfacher Anschluss an das Wasser- und Abwasserystem bedacht wurden.
Der Konflikt zwischen Menschen- und Umweltschutz
Am Beispiel des Schutzgebietes „Bosque de Pómac“ kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. In Zeiten des Klimawandels übt alle Welt Druck auf die Regierungen aus, in deren Länder noch etwas „Urwald“ steht. Das ist durchaus nicht negativ, wenn durch entsprechende finanzielle Unterstützung diejenigen, die den „Urwald“ bewohnen, auch davon profitieren, dass sie den Wald stehen lassen. Immer wieder kommt es so aber zu Konflikten zwischen denjenigen, die sich ein bestimmtes Gebiet zum Leben ausgesucht haben und denen, die möchten, dass das Gebiet unangetastet bleibt. So beklagten in der Vergangenheit auch immer wieder angehörige der Aguaruna und Huambisa, informelle Goldwäscher würden sich an der Grenze der Region Amazonas zu Ecuador breit machen – und bei der Goldwäsche verschiedene giftige Chemikalien einsetzen.
Infrastruktur vs. Denkmalschutz
Bestimmt würde insgeheim auch so mancher Minister die Menschen lieber im Wald oder zwischen Ruinen aus vorinkaischer Zeit wohnen lassen, als sich mit ihnen anzulegen. So kam es bei der Ruinenstadt Machu Picchu im vergangenen Jahr zu einer Auseinandersetzung zwischen Denkmal- und Naturschützern und einer lokalen Bürgermeisterin, die eine Brücke hatte bauen lassen, um den Zugang zu ihrem Ort zu vereinfachen. Zudem wurde am 24. Dezember vergangenen Jahres Nemesio Mendoza festgenommen, Bürgermeister von Puerto Bermúdez. Unter seiner Aufsicht war mit dem Bau einer -ungenehmigten- Straße begonnen worden – die bei der Fertigstellung durch ein Schutzgebiet gegangen wäre. Die Anwohner hätten sich über die Straße bestimmt gefreut. Billiger wird die Straße bestimmt nicht, wenn sie um das Schutzgebiet herumgeführt wird und das Gold liegt in Peru bekanntlich tief in den Bergen und nicht auf der Straße.
Umweltschützer freuen sich über höhere Strafen
Seit dem 1. Januar 2009 werden nun Umweltverbrechen nicht nur verfolgt, sondern auch härter bestraft. Das hat seinen Sinn und wurde von Umweltgruppen schon seit Jahren gefordert. Die Bewohner des Bosque de Pómac werden da vermutlich eine andere Meinung haben, sie zeigen, dass diese Art des „Fortschritts“ auch Probleme mit sich bringen.
So bleibt trotz allem zu hoffen, dass der Einsatz der Ärzte und Sanitäter in Lambayeque nicht nötig sein wird.