Vargas Llosa: "Peru braucht keine Museen"?

Mit einem weiteren Artikel weist der ehemalige Präsidentschaftskandidat und Schriftsteller Mario Vargas Llosa den peruanischen Verteidigungsminister Ántero Flores-Aráoz wegen dessen Reaktion auf das Angebot der deutschen Regierung, ein „Museum der Erinnerung“ für die Opfer des peruanischen Bürgerkrieges Ende des vergangenen Jahrhunderts zurecht. Der Verteidigungsminister und ehemalige Parteifreund Vargas Llosas hatte verlautbaren lassen, Peru brauche keine Museen, solange es Armut und soziale Missstände gebe.

Hier einige Auszüge aus dem Artikel, der am 2. März in der Tageszeitung „El Comercio“ in der Kolumne „Stolpersteine“ veröffentlicht wurde:

Nach dem Ende der Diktatur Alberto Fujimoris (der dieser Tage wegen Verbrechen gegen die Menschenrechte während seines Regimes verurteilt werden wird) entschied die demokratische Regierung, eine Wahrheits- und Versöhnungskommission einzusetzen, um den Umfang der Tragödie zu untersuchen. Unter der Leitung des respektierten Intellektuellen und Philosophen Dr. Salomón Lerner, ehemals Rektor der Pontificia Universidad Católica del Perú, stellte die Kommission eine Untersuchungt über diese blutigen Jahre und eine vorsichtige Analyse der Gründe und Folgen, sowie die Zahl der [verlorenen, Anm. d. Übers.] menschlichen Leben, des zerstörten öffentlichen und privaten Eigentums, der Folterungen, Entführungen, der verschwundenen Menschen und Siedlungen während dieser Jahre an. Ein großer Teil der Öentlichkeit erkannte die wertvolle Arbeit der Kommission an, aber, wie zu erwarten war, wurden ihre Schlussfolgerungen von Militärkreisen und Banden / Cliquen, die den Fujimorismus überlebt hatten und auf diesem Wege versuchten, einem Aufdecken ihrer Komplizentätigkeit mit einem autoritären Regime  vorzubeugen, das nicht nur mit Haut und Haaren kleptomanisch und korrupt war, sondern auch eine erschreckende Ansamlung von Morden, Folter und Verschwinden [im Sinne von Menschen verschwinden lassen, Anm. d. Übers.] mit der Ausrede des antisubversiven Kampfes beging, kritisiert und zurückgewiesen.

[…]

Der Minister erklärte, dass in einem Land, wo so viele Schulen und Krankenhäuser fehlen und wo so viele peruaner Hunger leiden, ein Museum keine Priorität haben kann. Nach dieserPhilosophie dürften Länder erst dann Mittel in den Schutz archäologischen, monumentalen und künstlerischen Erbes investieren, wenn zuvor der Wohlstand und das Wohlergehen all ihrer Bevölkerung gesichert sei.  Hätte ein derartiger Pragmatismus schon in der Vergangenheit vorgeherrscht, wäre auch der Prado, der Luvre, die National Gallery,  die Hermitage und Machu Picchu  öffentlich versteigert worden, um Bleistifte, Schulfibeln und Schuhe zu kaufen.

[…]

Ohne Zweifel haben sich auch in diesen neun sperrigen Bänden [des Berichts der Kommission, Anm. d. Übers.] Fehler eingeschlichen. Aber weder in den berücksichtigten Tatsachen, noch in den gezogenen Schlüssen gibt es auch nur das geringste Zeichen einer gewollten Einseitigkeit, sondern, ganz im Gegenteil dazu, findet man ein ehrliches und beinahe zwanghaftes Streben, mit größter Genauigkeit das Passierte darzustellen und unbeirrbar  dem fanatischen leuchtenden Pfades und den Mitgliedern des MRTA (emerretistas), die glaubten, durch grundloses, zahlreiches Töten aller politischen Gegner würden sie Peru das sozialistische Paradies bringen, die vorrangige Verantwortung an diesem monströsen Gemetzel nachweisen.

Eigene Übersetzung für INFOAMAZONAS.

Den kompletten Artikel auf Spanisch mit dem Titel „El Perú no necesita museos“ findet man unter:

http://www.elcomercio.com.pe/impresa/notas/peru-no-necesita-museos/20090308/256015

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