Peru schreibt Justizgeschichte: Zusätzlich 25 Jahre Haft für Ex-Diktator Fujimori

Weg vom Fenster, mindestens bis 2032: A. Fujimori. Bild: ANDINA

Weg vom Fenster, mindestens bis 2032: A. Fujimori. Bild: ANDINA

Das Sondergericht für den Prozess gegen den peruanischen Ex-Diktator Fujimori hat in einer mehr als 3stündigen Sitzung das Urteil gesprochen. Der vorsitzende Richter César San Martín verkündete neben zahlreichen Entschädigungszahlungen an die Angehörigen der Opfer mehrerer Fälle von Massakern, Folterungen und Entführungen eine Haftstrafe von 25 Jahren, die er allerdings -sollte er so lange leben – unter anderem wegen der langen Untersuchungshaft nur bis 2032 absitzen muss. Die Verteidigung will die Entscheidung anfechten.

 

Während der Abschlussitzung hatte die Gerichtssekretärin die wichtigsten Punkte der Entscheidung verlesen, nach denen Fujimori in allen Punkten als Schuldig angesehen wird. In der Verhandlung ging es um Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von der „Colina“-Gruppe, einer Geheimeinheit des peruanischen Militärs, während der ersten Regierung Fujimoris als demokratisch gewählter Präsident Anfang der 90er Jahre begangen worden waren.
Fujimori schon wegen anderem Fall im Gefängnis

Unter anderem wurde Fujimori wegen des Mordes in 25 Fällen und der Entführung und Folterung des Journalisten Gustavo Andrés Gorrito Ellenbogen und des Geschäftsmannes Samuel Dyer verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte nicht nur von den Verbrechen der Colina-Gruppe wusste, sondern diese ausdrücklich unterstützte. Fujimori sitzt bereits wegen des Diebstahls von Videos im Gefängnis, die sein ehemaliger Berater Montesinos hatte anfertigen lassen. Montesinos hatte sich selbst bei der Bestechung oppositioneller Parlamentsabgeordneter für die Regierungspartei gefilmt.

Anhänger sprechen von „Urteil voller Hass“, Gegner von „Gerechtigkeit“

Im Anschluss an den Prozess sprachen Angehörige der Opfer des Massakers an der Universität „La Cantuta“ von „Gerechtigkeit“, die ihnen nun zu Teil geworden sei.

Die Tochter des Ex-Diktators, die Kongressabgeordnete und Präsidentschaftskandidatin Keiko Fujimori, sprach von einem Urteil voller „Hass und Rachegedanken“ und kündigte Demonstrationen der verschiedenen Fujimori-Parteien an.

Letztinstandliches Urteil für Ende Juli erwartet

Ein weiterer wichtiger Punkt des Urteils ist die Feststellung des Gerichts, dass keines der Opfer der von der Colina-Gruppe begangenen Massaker in dem als „Barrios Altos“ bekannten Vorort von Lima und der Universität Enrique Guzmán y Valle („La Cantuta“), etwas mit der Terrororganisation Leuchtender Pfad (Sendero Luminoso) oder ihrem politischen Arm, der kommunistischen Partei, zu tun hatten und schon gar nicht Mitglieder dieser waren. Zudem wurde die Staatsanwaltschaft angewiesen, Ermittlungen gegen weitere führende Mitglieder der „Colina“-Gruppe aufzunehmen.

Bis Ende Juli wird das endgültige Urteil in letzter Instanz erwartet.

Der wichtigste Teil des Urteils gegen den peruanischen Ex-Diktator Fujimori zum herunterladen:

http://www.infoamazonas.de/wp-content/uploads/2009/04/p4_fallo_contra_fujimori.pdf

bzw. auf der peruanischen Originalseite:

http://www.pj.gob.pe/CorteSuprema/spe/documentos/P4_Fallo.pdf

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