Eine parteiübergreifende Initiative peruanischer Kongressabgeordneter will die verschiedenen in Peru aktiven Religionsgemeinschaften gleicher stellen. Dadurch sollen Religionsgemeinschaften, die nicht der katholischen Kirche angehören beispielsweise die Möglichkeit bekommen, in Schulen eigenen Religionsunterricht zu erteilen. Zudem könnte es für manche Gemeinschaften steuerliche Erleichterungen geben. Auch soll die Nichtteilnahme am Religionsunterricht aus Glaubens- und Gewissensgründen vereinfacht werden. Sollte das entsprechende Gesetz, das derzeit in der Verfassungskommission des peruanischen Kongresses debattiert wird, verabschiedet werden, müsste schon bald das Justizministerium mit der Evaluation verschiedener Religiosgemeinschaften beginnen. Ein Register, das im genannten Ministerium angelegt werden soll, würde, so der Gesetzesentwurf, Aufschluss darüber geben, ob eine bestimmte Religionsgemeinschaft die im Gesetz angegebenen Kriterien als „Kirche“ erfüllt.
Nach dem vorgeschlagenen Gesetzestext können Organisationen, die rein ökonomische Ziele verfolgen, astrologische, parapsychologische oder hellseherischen Techniken betreiben oder untersuchen oder satanischen Riten folgen, nicht den Status einer Kirche erreichen.
Die peruanische Bischofskonferenz (CEP) kritisiert, die Definition einer „Kirche“ sei noch nicht sehr ausgereift und bedürfe eine weitere und breitere Diskussion. Der ehemalige Vorsitzende der peruanischen Bischofskonferenz Luis Bambarén erklärte, es gebe in Peru über 2.000 Religionsgemeinschaften, die man nicht so einfach alle gleichstellen könne.
Am vergangenen Sonntag war die Diskussion über das Thema noch einmal aufgeflammt, nachdem in der Reportagesendung „Cuarto Poder“ ein Bericht über eine -von einer adventistischen Glaubensgemeinschaft abgespaltenen- Sekte ausgestrahlt worden war, die in der Nähe von Yurimaguas im nordosperuanischen Urwald ihr Unwesen trieb. Ein selbsternannter Priester begann die Verbrennung von Angehörigen seiner Gemeinde anzuordnen, von denen er im Traum gesehen hatte, sie wären „unrein“. Mehrere dutzend Familien flüchteten daraufhin aus dem Dorf. Der selbsternannte „Priester“ sitzt inzwischen im Gefängnis. Alle grossen Religionsgemeinschaften Perus haben sich von den Vorgängen distanziert.
Auswind könnte die Gesetzesinitiative durch die schrecklichen Zusammenstösse zwischen Indígenaund die Polizei am 5. Juni in Bagua bekommen. Dort war erst – wie auch bei anderen Konflikten in verschiedenen Teilen Perus zuvor – richtig Ruhe eingekehrt, alsVertreter der katholischen und evangelischen Kirchen gemeinsam dazu aufriefen.