Wieder einmal "seltsame" Geschehnisse beim Lehrer-Einstellungstest

Wie es inzwischen in Peru traurige Tradition ist, kam es auch bei der zentralen Prüfung für Lehrer, die verbeamtet werden, beziehungsweise für das kommende Jahr angestellt werden wollen, zu „seltsamen“ Geschehnissen. Am vergangenen Sonntag wurden zehntausende Lehrerinnen und Lehrer in allen Teilen Perus getestet. Für eine Verbeamtung waren mindestens 14 Punkte (von 20) zu erreichen, für eine Anstellung reichten auch etwas weniger Punkte, je nach Zahl der ausgeschriebenen Stellen. Gestern nun wurden die Ergebnisse veröffentlicht und konnten über die Internetseite des peruanischen Bildungsministeriums eingesehen werden. Das Seltsame dabei: Wie INFOAMAZONAS überprüfen konnte, hatte beispielsweise eine Lehrerin, die beim gestrigen Aufruf der Seite noch 14 Punkte hatte, heute nur noch 12.

Dafür liefert das Bildungsministerium auf der selben Seite gleich eine Erklärung: „Bei der Veröffentlichung des Resultates gab es einen Fehler, durch den auf der Liste die Reihen verschoben wurden, die nach Teilnehmern geordnet waren anstatt nach Punktzahl, was sofort korrigiert wurde“.

Kann passieren könnte man sagen. Wirklich glaubhaft, dass es sich um ein Versehen handelt, ist es aber nicht. So kam es bereits Anfang diesen Jahres beispielsweise in der Region Amazonas zu Unregelmäßigkeiten bei der Lehrerevaluation. Bei dem entsprechenden Einstellungstest hatte eine ungewöhnlich hohe Zahl von Teilnehmern eine sehr niedrige Punktzahl, 1 Punkt und weniger. Nach einer großen Schwelle gab es dann wenige Teilnehmer mit 14 Punkten und mehr. Die wenigen Lehrer, die das Ergebnis anfochten, kamen damit durch und erhielten trotz niedriger Note eine Stelle.

Auch die -permanent evaluationskritische- peruanische Lehrergewerkschaft SUTEP warf dem Bildungsministerium vor, die Prüfung manipuliert zu haben. So sollen in Chiclayo, Cajamarca, Chimbote, Huaraz, Tarapoto, Ica, Cusco, Ayacucho, Huancayo, San Juan de Miraflores und Callao die Lösungen bereits vor der Prüfung im Umlauf gewesen sein. An zahlreichen Orten haben sich diese Lösungen im Nachhinein als Fälschung gewiefter Geschäftemacher herausgestellt. In mehreren Fällen seien es aber die wirklichen Lösungen gewesen, so die Gewerkschaft in einer Stellungnahme. In einem Fall in der Hafenstadt Callao bei Lima habe dies auch die Staatsanwaltschaft bestätigt. SUTEP sieht darin eine Strategie der aktuellen Regierung, ihrer Klientel zu Arbeit zu verhelfen.

NACHTRAG:

Das peruanische Bildungsministerium hat auf seiner Internetseite ein Formular bereitgestellt, über das Klagen über den Prüfungsverlauf und die Bekanntgabe der Ergebnisse eingereicht werden können.

NACHTRAG II (23.11.2009)

Die Lehrergewerkschaft SUTEP kündigte an, in den kommenden Tagen die Bildungskommission des peruanischen Kongresses über die Unregelmäßigkeiten in Kenntniss zu setzen. Zudem werde eine Klage gegen den Bildungsminister geprüft, so SUTEP-Generalsekretär Hammer Villena. Nach Angaben der Gewerkschaft betraf der sog. „technische Fehler“ des Bildungsministerium mehr als 5.000 Personen, die am zentralen Einstellungstest teilgenommen hatten. „Niemand kann glauben, dass im gesamten Bildungsministerium kein Informatik-Experte existiert, der das System überprüft“, so Villena gegenüber dem Radiosenderverbund CNR. Er vermutet dagegen, viele Stellen wären bereits vor dem Test unter Apra-Nahen Lehrern aufgeteilt worden. Als dann 90.000 Lehrer den Test bestanden hatten, habe man das Ergebnis so verändert, dass nur noch 40.000 Personen als „Bestanden“ erschienen, damit die Stellen für die „Apristen“ reichen. Die Partei Apra stellt derzeit den peruanischen Präsidenten, den Premier und den Großteil der Minister.

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