Viel Aufsehen erregt derzeit in Peru ein Artikel des investigativen Journalisten Ricardo Uceda. Der Journalist, der mit seinen Recherchen und Büchern über die Gräueltaten des Fujimori-Regimes und dessen Geheimdienst SIN („Muerte en el Pentagonito“) bekannt wurde, schrieb in der peruanischen Ausgabe der Zeitschrift „Poder 360°“ einen Artikel über eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Verbrechern, die bei Polizeieinsätzen im nordwestperuanischen Trujillo ums Leben kamen.
Uceda zufolge kamen in Trujillo 2007 und 2008 mindestens 46 Verbrecher durch Waffen der Polizei ums Leben. Vor 2007 dagegen gab es nur sehr wenige Fälle dieser Art. Im Jahr 2007 war mit dem Dekret DL 982 der Polizei und den Streitkräften Straffreiheit für „Verletzung oder Tod“ eingeräumt worden, die bei der „Ausführung ihrer Aufgaben verursacht werden.“ Der Journalist sieht darin einen klaren Hinweis auf die Existenz von „Todesschwadronen“, die gezielt Verbrecher ohne Prozess hinrichten. Der peruanische Premier Javier Velásquez Quesquén verwies das Thema gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur ANDINA ins Land der „Phantasie oppositioneller Sektoren“.
Schon vor einiger Zeit berichteten peruanische Medien von mehreren Schutzgeldmafias in Trujillo, die von Geschäftsleuten jeder Art – inklusive Taxi- und Motorikschafahrer – eine gewisse Summe monatlich verlangt. Der Reportage Ucedas zufolge, hatten deshalb Polizisten Geschäftsleute um eine gewisse „Kolaboration“ gebeten, um im Gegenzug das „Sicherheitsproblem“ zu lösen. Nach offiziellen Polizeiberichten sei es in der folgenden Zeit häufiger zu Schusswechseln zwischen Verbrechern und der Polizei gekommen – die für die angeblich angreifenden Verbrecher dann meist tödlich endete. In mehreren Fällen nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf, die sie aber – unter Verweis auf DL982 schon bald wieder einstellen musste. Uceda schreibt von zahlreichen Zeugenaussagen, in Wirklichkeit seien die angeblichen und mutmaßlichen Verbrecher nicht auf frischer Tat ertappt worden, sondern von zu Hause oder von der Arbeit entführt und dann hingerichtet worden. Das von den Geschäftsleuten gesammelte Geld habe dann dazu gedient, den „Tatort“ entsprechend herzurichten.
Für den Polizeikommandanten Elidio Espinoza, den Uceda für den Kopf des Todesschwadrons hält, hat die peruanische Staatsanwaltschaft inzwischen eine lebenslange Freiheitsstrafe gefordert.
Einen der Fälle, die Uceda dokumentierte ist der des als „Loco Ãlex“ (verrückter Alex) bekannten Alexander Fernández Bazán, in den Elidio Espinoza, sowie fünf weitere Polizisten verwickelt sein sollen. Offiziellen Angaben der Nationalpolizei PNP sei „Loco Ãlex“ gestorben, als er sich gemeinsam mit zwei weiteren Verbrechern eine Schießerei mit der Polizei geliefert hat. Bei der anschließenden Untersuchung durch die Staatsanwaltschaft sagte ein Zeuge aus, er sei zum angeblichen Zeitpunkt der angeblichen Schießerei im Haus von „Loco Ãlex“ gewesen – dieser habe sich gerade geduscht, als die Polizei in die Wohnung gestürmt sei um ihn mitzunehmen. Nur wenige Stunden später sei er in ein Krankenhaus eingeliefert worden – mit gebrochenen und abgeschnittenen Fingern.
Noch streitet die peruanische Regierung ab, es gebe „Todesschwadrone“, die Verbrecher ohne Prozess hinrichten. Der erste politische Kopf wird aber wohl bald Rollen. Der derzeitige Innenminister war früher einmal Polizeichef in Trujillo.