Die Untersuchung der Geschehnisse des vergangenen 5. Juni im Umland des nordperuanischen Bagua kommt langsam voran. Die Staatsanwältin Olga Bobadilla erhob Anklage gegen drei Polizisten, die den Polizeieinsatz zur Räumung der Fernando Belaúnde Terry-Straße befehligt hatten. Bei dem Polizeieinsatz, sowie anschließenden Racheaktionen kamen über 30 Menschen ums Leben, darunter Polizisten und Indígena. Den Polizeigenerälen Luis Elias Muguruza Delgado und Javier Uribe Altamirano wird vorgeworfen, als mittelbare Täter am Tod von 11 Polizisten und 6 Indígena mitschuldig zu sein. Der Anklageschrift zufolge hatten sich die Polizeigeneräle vor dem Einsatz kein genaues Bild der Lage verschafft. Zudem seien Einsatzpläne völlig ignoriert worden. So habe die Polizei nur über sehr ungenaue Angaben zur Zahl der Indígena gehabt („2000-3000“), die sich wirklich rund um die „Curva del Diablo“ („Siempre Viva“) aufgehalten hatten. Auch wusste man nicht, wie viele Reservisten der peruanischen Armee sich unter den Indígena befanden. Diese hatten Ende der 90er Jahre im Krieg um das Kondor-Gebirge gegen Ecuador gekämpft und verfügen so über militärische Erfahrung. Schließlich habe man auch die Helikopterflüge nur für das Versprühen von Tränengas genutzt, nicht jedoch für die noch wichtigere Aufklärung.
Dem Polizisten del Carpio Sánchez wird vorgeworfen, bei dem Versuch, den Berg oberhalb der „Teufelskurve“ einzunehmen, fahrlässig vorgegangen zu sein. So hatten, so die Anklageschrift, mehrere Polizisten nach einem 45minütigen Marsch, ihre Schutzausrüstung abgelegt. Zudem seien kleine Gruppen von Polizisten zur Aufklärung vorangeschickt worden. Als offensichtlich wurde, dass Anwohner von Siempre Viva, sowie eine große Anzahl von Indígena den Berg hinaufstiegen, hieß Carpio Sánchez seine Truppe, die Schutzausrüstung wieder anzulegen und eine Linie zu bilden. Die Anwohner von Siempre Viva begannen darauf hin, die Polizisten mit Steinen und Molotovcoctails zu bewerfen und das trockene Gras anzuzünden, woraufhin Carpio Sánchez den Einsatz von Tränengas anordnete, was zu Kämpfen zwischen den Reservisten unter den Indígena auf der einen und der Polizei auf der anderen Seite führte. Eine kleine Gruppe von Polizisten um den bis heute verschollenen Mayor Bazán Soles löste sich daraufhin ohne entsprechenden Befehl aus der Reihe, um den Berg weiter zu erklimmen. Darauf hin gelang es den Reservisten, mehrere Polizisten einzukreisen. Bei dem Versuch der Polizei, Warnschüsse abzugeben, kamen, so die Anklageschrift, David Jausito Mashigkash, Romel Tenazoa Sánchez, Jesús Carlos Timias und Genaro Chijiap Chamik ums Leben. Bei den anschließenden Gefechten wurden zahlreiche Polizisten erschossen, ihre Namen werden in der Schrift nicht ausdrücklich erwähnt, da es sich dabei um ein anderes Verfahren handelt.
Eine weitere Person wird dagegen aufgeführt: Yuri Coloma Pinillos war zum Zeitpunkt der Zusammenstöße verantwortlich für das Kommissariat Bagua Grande. Als am 5. Juni vor dem Kommisssariat 2-300 Menschen begannen, gegen den Polizeieinsatz zu demonstrieren, hatte dieser angeordnet, die Demonstranten mit Tränengas und Schüssen automatischer Waffen zu verjagen. Zwei Zivilisten verloren dabei ihr Leben, zahlreiche wurden verletzt. Die Menge begann darauf hin, vor dem Kommissariat zu randalieren.
Nächste Station der Anklageschrift ist das Strafgericht Utcubamba.