Setzt sich die Leitung der peruanischen Schule der schönen Künste (ENSABAP) durch, sitzen bald über 40 Studenten, die in zwei Wochen das neue Semester beginnen wollten, auf der Straße. In einem Brief setzte der Bildhauer und ENSABAP-Universitätsleiter Víctor Delfín Paredes die Kunsthochschule Chachapoyas darüber in Kenntnis, dass die Gründungsurkunde aus dem Jahr 2005 für ungültig erklärt wurde. Die Kunsthochschule, bisher hauptsächlich von der Regionalregierung Amazonas finanziert, könnte zwar weitergeführt werden, dürfte aber keine Universitätszertifikate mehr ausstellen.
Die ENSABAP-Universitätsleitung argumentiert, das höchste Gremium der Universität habe der Gründung einer Kunsthochschule in Chachapoyas nie zugestimmt, die Urkunde trage nur die Unterschrift des Direktors. Nach Angaben der Regionalregierung Amazonas war dies allerdings im Moment der Gründung der Kunsthochschule Chachapoyas ausreichend. Egal, wer sich am Ende durchsetzt, verlieren werden die Studentinnen und Studenten, deren Semester schon bald beginnen sollte. Auch für die Studienbewerber sieht es schlecht aus, die Aufnahmeprüfung wurde vorläufig abgesagt.
Die noch-Studenten aus Chachapoyas haben derweil auf der Plaza der Stadt eine Mahnwache eingerichtet. Zudem werden Unterschriften gegen die Schließung gesammelt, die Universitätsleiter Delfín Paredes übergeben werden sollen. Auch die Regionalregierung Amazonas, die Stadtverwaltung von Chachapoyas, sowie zahlreiche Gewerkschaften und Gruppen unterstützen die angehenden Künstler. Eine Delegation ist inzwischen unterwegs in die peruanische Hauptstadt Lima, um im Bildungsministerium für die Fortführung der Kunsthochschule zu kämpfen.
Als ultima ratio hat inzwischen die Universität Toribio Rodriguez de Mendoza Chachapoyas angeboten, die Kunsthochschule Chachapoyas als Kunstfakultät unter ihre Fittiche zu nehmen.
Obwohl erst vor fünf Jahren gegründet, konnte die die Kunsthochschule Chachapoyas schon mehrere hochkarätige Ausstellungen realisieren. Zuletzt hatte im vergangenen Jahr eine Ausstellung von Werken der Studierenden und Lehrenden über die Zusammenstöße zwischen der Polizei und Ureinwohnern der Region Amazonas einiges Aufsehen erregt. Die Ausstellung wanderte nach mehreren Monaten in einem Kunstmuseum in Chachapoyas durch verschiedene Regionen Perus. Von einer Schließung der Kunsthochschule wären auch mehrere Awajún und Huampis betroffen, Indígena aus dem Norden der Region Amazonas, die dort studieren.
Allein der erst kürzlich eingeweihten Sitz der Kunsthochschule in Chachapoyas inklusive seiner fünf Ateliers und Hörsäle hatte 800.000 Nuevos Soles gekostet – über 200.000 Euro.