Wenige Tage nach dem schweren Erdbeben der Stärke 6,2 auf der Richterskala steht den Orten an den Ufern der Flüsse Marañón und Utcubamba eine neue Katastrophe bevor. Der Erdrutsch, der über einen Kilometer der Fernando Belaúnde Terry-Straße bei „El Aserradero“ zwischen Pedro Ruiz und Bagua Grande mitgerissen hatte, schüttete auch das Flussbett des Utcubamba-Flusses zu, wordurch ein künstlicher Stausee entstand. Nach Angaben des Zivilschutzes waren in den vergangenen Tagen oberhalb des „Aserradero“-Sektors starke Regenfälle verzeichnet worden. Aus Angst, zu dem natürlichen Anstieg des Wasserpegels könnte noch eine Flutwelle hinzukommen, wurden bereits zahlreiche Ortschaften an den Ufern des Utcubamba und – nach dessen Mündung – des Marañón auf eine mögliche Evakuierung vorbereitet. Bis zu 20.000 Personen müssten im Falle einer Überschwemmung evakuiert werden, so der Zivilschutz Amazonas.
Der künstliche Stausee sei auf rund 18.000.000 m³ angewachsen, so Víctor Cruzalegui, technischer Leiter des regionalen Zivilschutzes.
Erdbebenschäden an Häusern, Straßen und Stromnetz
Nach dem jüngsten Bericht des Zivilschutzes wurden bei dem Erdbeben in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch 44 Wohnhäuser zerstört, 198 weitere beschädigt. Auch 12 öffentliche Gebäude weisen Schäden auf. Rund 1.000 Meter Straße rund um den Sektor „Aserradero“ (Streckenabschnitt 266+500) im Distrikt Jamalca (Provinz Utcubamba) sind unbefahrbar, 10% des Stromnetzes der Region Amazonas war für mehrere Stunden außer Betrieb. Die meisten Schäden wurden in der Provinz Chachapoyas verzeichnet. Es wurden keine Todesfälle wegen des Erdbebens verzeichnet.
Luftbrücke nach Lima und Fernverkehr über Leymebamba-Balsas-Celendin-Cajamarca
Wegen der Schäden um den „Aserradero“ kann die bei Überlandbussen und Lastkraftwagen bevorzugte Strecke Chachapoyas-Bagua Grande-Olmos-Chiclayo derzeit nicht befahren werden. Einzig Passagieren mit guter Kondition und wenig Gepäck können nach Angaben der Regionaldirektion für Verkehr und Kommunikation mit einem zweistündigen Fußmarsch den zerstörten Straßenabschnitt umgehen, wobei dabei vor der Gefahr weiterer kleiner Erdrutsche gewarnt wird. Ein Teil des Verkehrs wird über die Strecke Chachapoyas-Balsas-Celendin-Cajamarca umgeleitet, die wegen des Straßenzustands allerdings nur von kleineren Fahrzeugen befahren werden kann.
Zudem sind für den heutigen Tag, sowie kommenden Montag und Mittwoch, Hilfsflüge der peruanischen Luftwaffe angekündigt. Personen, die dringend in die peruanische Hauptstadt Lima reisen müssen, können ihren Platz dafür im Rathaus von Chachapoyas reservieren, der Flugpreis beträgt 100 Nuevos Soles, zuzüglich Flughafengebühr.
Spekulanten treiben Preise hoch
Derweil berichten lokale Medien aus Chachapoyas, aber auch aus Tarapoto (Region San Martín) über Preissteigerungen in Folge der unpassierbaren Straße. Die Staatsanwaltschaft hat mit stichprobenartigen Kontrollen begonnen, um ungerechtfertigte Preissteigerungen zu unterbinden. Da bestimmte Produkte von der peruanischen Küste ins Hochland und die Regenwaldregionen gebracht werden, ist es bereits schlechte Tradition, dass skrupellose Spekulanten besonders die Hühner-, Bier- und Gaspreise in die Höhe schnellen lassen.
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