Wegen der extremen Kälte hat die peruanische Regierung für 16 Regionen des Landes den Notstand ausgerufen. Zuvor war bekannt geworden, dass im diesjährigen Winter bereits mehr als 400 Menschen an der Kälte und ihren Folgen gestorben waren. Vor allem Angehörige der Risikogruppen, also Kleinkinder und Senioren, sind stark von Erkrankungen der Atemwege betroffen. Im Mittelpunkt der langsam anlaufenden staatlichen Hilfe sollen nun die Menschen in den Hochanden, vor allem in Gebieten über 3.000 Metern, stehen.
Der Notstand gilt für die Andenregionen Áncash, Apurímac, Arequipa, Ayacucho, Cusco, Huancavelica, Huánuco, Junín, Moquegua, Pasco, Puno, Lima und Tacna. Daneben werden im entsprechenden Regierungsdekret auch die Regenwaldregionen Madre de Dios, Ucayali und Loreto, sowie einzelne Distrikte der peruanischen Hauptstadt Lima (die sich nicht mit der „Region“ Lima überschneidet), und die Provinz Callao genannt.
-4°C in Cusco Stadt, -20°C in Höhenlagen, 9°C in Puerto Maldonado
Während in der Andenregion Cusco in einigen Höhenlagen über 3.800 Metern bis zu -20°C gemessen wurden, ist die Situation in den Regenwaldregionen ungleich komplizierter, obwohl die Temperaturen dort kaum unter +10°C fallen, so Felix Cubas vom peruanischen Wetterdienst SENAMHI gegenüber INFOAMAZONAS. Da allerdings Menschen, Tiere, Häuser und Infrastruktur nicht darauf eingestellt sind, führen bereits diese Temperaturen zu Problemen wie Atemwegsbeschwerden. So wurden allein während der vergangenen Woche in Puerto Maldonado, Hauptstadt der Region Madre de Dios, 40 Fälle von Lungenentzündung registriert.
Nächste Kältewelle im Anmarsch
In jedem Jahr kommt es zu Kältewellen, insbesondere in den zentralen Wintermonaten Juni und Juli. So stark wie in diesem Jahr hatte es Peru aber schon mehrere Jahre nicht mehr getroffen, so Cubas. Zudem sei das schlimmste noch nicht überstanden, nach Vorhersagen des SENAMHI ist in den kommenden Wochen mit weiteren Kältewellen zu rechnen. Insbesondere in den Regenwaldregionen soll die Temperatur noch einmal stark sinken, zudem ist mit starken Winden zu rechnen.
40-Jahres-Rekord in Ica
In Ica, südlich der peruanischen Hauptstadt Lima wurde mit 3,6°C die niedrigste Temperatur der vergangenen 40 Jahre registriert. Die Messstation Masocruz (Provinz El Collao / Region Puno) registrierte gar -23°C.
Dabei leiden nicht nur Menschen unter den Extremtemperaturen. In manchen Regionen hat das peruanische Landwirtschaftsministerium begonnen, provisorische Unterstände zu errichten und Medizin für Vieh und Alpacas zu verteilen. Nach Informationen des peruanischen Zivilschutzes wurden bislang 1.649 solcher Unterstände errichtet.