Bislang hat Perus Präsident Alan García Pérez die über die Enthüllungsplattform Wikileaks zugänglich gemachten Dokumente aus der US-Botschaft in Lima öffentlich als irrelevant eingestuft. Das dürfte sich ändern, nachdem die spanische Tageszeitung „El País“ gestern ein Schreiben aus dem Jahr 2006 über seine körperliche und psychische Verfassung veröffentlichte, in dem Depressionen und eine bipolaren Störung genannt werden.
Er fühle sich nicht angegriffen und halte das vom damaligen US-Botschafter in Lima, James Curtis Struble, unterzeichnete Dokument für unwichtig, so García in einer ersten Reaktion. Dennoch würde es, so der peruanische Präsident, von einer „sehr niederen diplomatische Qualität“ zeugen. In der Botschaftsdepesche 06LIMA4570 vom 4. Dezember 2006 ist zu lesen, García sei für extreme Stimmungs- und Meinungsschwankungen bekannt. Beweise für das wirkliche Vorliegen einer bipolaren Störung lägen aber, so das Schreiben, nicht vor, der oder die Verfasser bezogen sich lediglich auf Informanten aus dem Umfeld Garcías.
Von den selben Informanten wird auch berichtet, García würde sich manchmal für mehrere Tage einschließen und mit niemandem sprechen, sowie starken Druck auf seine Minister ausüben. Dabei steht auch durchaus schmeichelhaftes in der Depesche. García nehme keine Drogen, sei kein Alkoholiker, habe sein ganzes Leben auf die eigene harte Arbeit eingestellt und sei ein rhetorisch begabter Vollblutpolitiker, der Politik „lebe und atme“ – allerdings auch über keine anderen Fähigkeiten verfüge, als Präsident oder Präsidentschaftskandidat zu sein. Das einzige Anzeichen für die stressige Arbeit sei sein anwachsender Bauch.