Die Geschichte wiederholt sich: Alle gegen Ollanta


In Peru eine Wahlumfrage anzuführen, ist keine gute Idee. Das musste Lourdes Flores, Bürgermeisterkandidatin in Lima, schmerzhaft erfahren, die die Wahl trotz Umfragenführung gegen ihre Kontrahentin Susana Villaran verlor. Das musste Ex-Präsident und Präsidentschaftskandidat Alejandro Toledo spüren, der in den vergangenen Monaten alle Wahlumfragen anführte, nach Attacken all seiner GegenkandidatInnen allerdings die Umfragenführerschaft an Ollanta Humala abgeben musste. Für diesen muss es nun eine Art Deja Vu sein. Er hatte vor der Präsidentschaftswahl 2006 die Umfragen angeführt und in der ersten Wahlrunde dann auch die meisten Stimmen eingefahren. Vor der Stichwahl setzte sich dann aber eine gigantische Anti-Humala-Maschinerie in Gang, die – laut jüngst von WikiLeaks veröffentlichten Dokumenten der US-Botschaft in Lima – auch vom damaligen Präsidenten Alejandro Toledo unterstützt worden war und erfolgreich versuchte, Ollanta Humala in der Öffentlichkeit in eine Reihe mit Hugo Chávez und Evo Morales zu stellen. Linksnationalist Humala verlor die Stichwahl gegen den amtierenden Präsidenten García. Aber er lernte daraus. Für diese Wahl gestaltete er seinen Diskurs und das Wahlprogramm etwas moderater und achtete darauf, sich politisch mehr an der brasilianischen Arbeiterpartei PT anzulehnen. Die Strategie schien zunächst zu fruchten, wie es nun weitergeht, werden am kommenden Sonntag die PeruanerInnen an den Urnen entscheiden.

Die konservative Presse, inklusive der El Comercio-Gruppe (Peru21, El Comercio, Gestión, Trome), läuft sich derweil bereits warm, um Ollanta – wie 2006 – als autoritären Chávez-Zögling darzustellen, der das politische und ökonomische System Perus zerstören, Unternehmen verstaatlichen und der kritischen Presse einen Maulkorb verpassen, kurz: Peru in ein zweites Chávez-Venezuela verwandeln will. Er habe lediglich seinen Diskurs geändert, sei politisch aber weiterhin radikal und unberechenbar, werfen ihm seine Gegner vor. Und Ollanta versäumte in der Fernsehdebatte der PräsidentschaftskandidatInnen am vergangenen Sonntag die Möglichkeit, dieses Bild ein wenig gerade zu rücken. Anstatt auf die Attacken seiner Gegner in dieser Richtung einzugehen und sein Konzept von der „Nationalisierung von Schlüsselindustrien“ etwas näher zu erläutern, laß er seine -wie erwartet politisch sehr moderaten- Antworten vom Blatt ab. Seine KontrahenInnen sind derzeit allerdings kaum kreativer. Statt auf Inhalte, setzen fast alle auf wenig hilfreiche „Humala verhindern“-Slogans. Für die Wahl 2016 sollten seine Berater festhalten, dass der zweite Umfragenplatz vielleicht der bessere ist. Den hat im Moment die Tochter des diktatorischen Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, Keiko Fujimori, inne. Um sie ist es derzeit sehr still. Andere Umfragen sehen Alejandro Toledo auf dem zweiten Platz. Seine schmutzige Wäsche ist bereits gewaschen.

Wie sich die Umfragewerte in den kommenden Tagen ändern, wird allerdings erst nach der Wahl bekannt. Die peruanische Wahlleitung hat die Veröffentlichung von Wahlumfrageergebnissen in der Woche vor der Wahl bis zur Schließung der Wahllokale verboten.

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