Das Verkehrschaos in der peruanischen Hauptstadt Lima geht zurück auf schlecht geplante Verkehrspolitik, eine überstürzte Liberalisierung des öffentlichen Nahverkehrs in den 90er Jahren und Unternehmer, die Lücken in den bestehenden Gesetzen bis ins Extrem ausnutzen und an dem Chaos sehr gut verdienen. So ließe sich eine Artikelserie zusammenfassen, die INFOS, eine Internetplattform für investigativen Journalismus von der NGO IPYS, in den vergangenen Tagen veröffentlicht hat. Die Autoren Marco Sifuentes, Nicola Torriti Zolezzi, Rafael Vereau Gutierrez und Dánae Rivadeneyra haben sich dabei nicht nur die „Drei-Stufen-Problematik“ der als „Combi“ bekannten Kleinbusse in der peruanischen Hauptstadt angesehen, sondern auch Probleme mit den Taxis und dem neuen, einheitlichen Schnellbussystem „Metropolitano“. Aufhänger ist der Tod von Ivo Dutra, eines jungen Pressefotografen. Er wurde von einer Combi angefahren und starb kurze Zeit später in einer Klinik. Der Combi-Fahrer beging Fahrerflucht und wurde bis heute nicht gefunden.
Kurz gefasst besteht, so die Autoren, besteht die „Drei-Stufen-Problematik“ darin, dass meist hinter der Route, die ein Bus fährt, drei Unternehmen stehen:
- Der „Besitzer“ der Route. Er hat auf legale oder weniger legale Weise die Konzession für eine Fahrroute bekommen, auf der er mit Kleinbussen fahren darf. Tut er aber meist nicht.
- Der Besitzer des Kleinbusses. Er kauft den Kleinbus und mietet sich bei dem Besitzer der Route ein. Damit darf er dessen Route befahren. Tut er aber meist nicht.
- Der Busfahrer und sein Kassierer. Sie mieten den Kleinbus und die Route. Daneben müssen sie über die Fahrkarten auch noch ihren eigenen Lohn und die Spritkosten verdienen. Gibt es einen Motorschaden oder ähnliches, muss die Miete für Bus und Route dennoch bezahlt werden.
Hinzu kommt ein völlig veralteter Fahrzeugpark – ein Zustand, der unter Anderem auf die Liberalisierung der Einfuhr von Gebrauchtwagen während der 90er-(Fujimori)Jahre und der Öffnung der Möglichkeit, mit jedem verfügbaren Fahrzeug Personennahverkehr betreiben zu dürfen, geschaffen wurde. Ein weiteres Problem ist die extreme Überlappung verschiedener Routen, teilweise fahren mehr als 100 Busrouten über den selben Streckenabschnitt. Dies sei, so die INFOS-Autoren, zum einen der Korruption in Limas Nahverkehrsbehörde geschuldet, zum anderen aber der Möglichkeit anderer Städte im Umland, Genehmigungen für Strecken in und durch die Hauptstadt ausstellen zu dürfen. So hat einer der größten Nahverkehrsanbieter Limas (Orion) seinen Sitz in Callao.
Wer über grundlegende Spanischkenntnisse verfügt, dem sei die Lektüre der folgenden Artikelserie wärmstens ans Herz gelegt:
http://www.infos.pe/2011/08/transporte-publico-lim/