Es könnte die erste Krise der neuen peruanischen Regierung werden: In der ostperuanischen Regenwaldregion Ucayali haben streikende Coca-Bauern im Protest gegen die Fortführung der Vernichtung illegaler Coca-Pflanzungen die Federico-Basadre Fernstraße besetzt. Sie fordern, die Coca-Vernichtung auszusetzen. Die Vernichtung der illegal angebauten Coca-Sträucher, deren Blätter vor allem zur Produktion des Rauschgifts Kokain verwendet werden, ist Teil der Anti-Drogen-Strategie der aktuellen peruanischen Regierung. Verhandlungen zwischen der Regierung und Abgesandten der Coca-Bauern blieben bislang erfolglos. Ricardo Soberón, Chef der Antidrogenbehörde DEVIDA drohte, die Verhandlungen platzen zu lassen, sollten die Straßenblockaden nicht aufgelöst werden.
Besonders betroffen von der Straßenblockade sind die Großstädte Tingo María und Pucallpa in der Region Ucayali. Aber auch Teile der Nachbarregionen San Martín, Huánuco und Loreto bekommen die Folgen des Streiks zu spüren. Nach Angaben der Regionalregierung Ucayali treiben vielerorts Nahrungsmittelspekulanten die Preise für frische Lebensmittel in die Höhe, da Frischware die Fernstraße nur begrenzt passieren kann. Die Landwirte in den betroffenen Regionen können ihre Produkte nicht mehr weiterverkaufen.
Die Coca-Bauern fordern derweil nicht nur das Ende der Cocastrauch-Vernichtung, sondern auch, offiziell registriert zu werden und dann legal weiter arbeiten zu können. Mit dieser Forderung sind sie gar nicht weit von DEVIDA-Chef Soberón entfernt. Die Initiatoren des Streiks kommen vor allem aus der Umgebung von Aguaytía (Provinz Padre Abad, Region Ucayali). Erst kürzlich hatte die peruanische Polizei dort mehr als 30 große Becken und mehrere rustikale Labors zerstört, die zur Produktion des Kokain-Grundstoffs „Pasta Básica“ verwendet wurden.
Notstand in Leoncio Prado, Tocache und Padre Abad
Präsident Ollanta Humala hat für die Provinzen Leoncio Prado (Region Huánuco), Tocache (Region San Martín) und Padre Abad (Region Ucayali) den Notstand ausgerufen. Innenminister Oscar Valdés kündigte an, man werde zur Lösung der Situation (Straßenblockade) jede Art staatlicher Autorität einsetzen. Offiziell begründet wird der Notstand allerdings nicht nur mit den Coca-Protesten, sondern mit „anhaltenden Umtrieben der Terrororganisation ‚Leuchtender Pfad'“.
Auch die vergangenen Regierungen Perus hatten auf die Vernichtung der Pflanzen gesetzt. Die jetzige plant aber, die Bekämpfungsstrategie insbesondere durch stärkere Chemikalienkontrolle und Geldwäschefahndung zu verbreitern. Besondere Brisanz erhält der derzeitige Konflikt auch dadurch, dass mehrere Abgeordnete der Präsidentenpartei Bewegungen von Coca-Bauern nahestehen oder angehören.
Mehr Informationen zum Thema „Peru“ und „Drogen“ finden Sie im Infoamazonas-Dossier Drogenprobleme.