Vor wenigen Wochen starben an der Grenze der Regionen und Huancavelica zwei Menschen in einem Konflikt um den Bau einer Gas-Pipeline, die Gas aus dem „Camisea“-Projekt an die peruanische Küste transportieren soll, rund 30 weitere wurden verletzt. So notwendig das Gas für die peruanische Wirtschaft ist – im Wahlkampf versprach Präsident Humala, das Erdgasfeld für den „internen Gebrauch“ zu reservieren – so Konfliktreich ist der Bau der Pipeline, denn die Zusammenstöße zwischen Bewohnerinnen und Bewohnern zweier Orte sind nicht der erste Konflikt im Zusammenhang mit der Leitung.
Wie aus dem jüngsten Konflikt-Report der peruanischen Volksanwaltschaft hervorgeht, kämpften insbesondere Bewohnerinnen und Bewohner der Ortschaft Anchihuay (Distrikt Anco / Provinz La Mar) zunächst gegen den Bau der Pipeline und forderten eine andere Pipeline-Route. Heute kämpfen sie vor allem um Wiedergutmachung für entstandene Umweltschäden. Pipeline-Betreiber Perú LNG, interessiert an guter Publicity, wiederholt immer wieder, dass die Bauarbeiten ohne Umweltschäden von statten gehen. Die örtliche Bauerngemeinschaft sieht dies nicht gegeben, nimmt aber dennoch an einem Dialogprozess mit dem Unternehmen teil. 2009 hatten die Bewohner von Anchihuay vorrübergehend ein Camp, in dem 300 Bauarbeiter eines von Perú LNG beauftragten Unternehmens einquartiert waren, von außen abgeriegelt und gedroht, die Wasser- und Stromversorgung zu kappen. Die Zentralregierung verhängte darauf hin den Ausnahmezustand.
Die beiden Menschen, die Anfang September mit Schusswunden starben, kamen allerdings nicht aus Anchihuay, sondern aus dem 426-Einwohner-Ort Ccarhuacc Licapa (Distrikt Paras / Provinz Cangallo / Region Ayacucho) und dem benachbarten Llillinta (Distrikt Pillpichaca / Provinz Huaytara / Region Huancavelica). Auslöser des Konfliktes war, dass der Grenzverlauf zwischen den Regionen Ayacucho und Huancavelica nicht endgültig geklärt wurde und Ortschaften Entschädigungen für Bau und Betrieb der Pipeline erhalten. Diese Entschädigungen würden beide Ortschaften gerne für sich bekommen. Der Konflikt darüber schwelt schon seit mehreren Jahren. Wenige Tage vor dem gewaltsamen Ausbruch des Konflikts hatte ein Gericht zu Gunsten von Ccarhuacc Licapa (Ayacucho) entschieden und die Räumung des von Anwohnern aus Llillinta besetzten Pipeline-Geländes angeordnet. Das hatte zu neuen Zusammenstößen geführt, bei denen rund 30 Personen durch Schusswaffen verletzt wurden – und zwei Menschen starben.
(Maciste Díaz, Regionalpräsident von Huancavelica hatte zunächst gegenüber RPP Noticias von sieben Toten gesprochen)