Kommentar
Hätte der Protestmarsch zum Schutz der Wasserressourcen von Cajamarca, der Morgen in der peruanischen Hauptstadt Lima eintreffen soll, vor einem Jahr stattgefunden, wäre die Partei von Präsident Ollanta Humala vermutlich unter den Organisatoren gewesen. Heute fallen aus den Reihen der Regierungspartei Begriffe wie „nicht hilfreich“, „unkonstruktiv“ – oder eben, wie heute von Freddy Otárola, „Extremistenmarsch“. Das ist es, was in Peru mit dem Sprichwort „das eine Lied mit Gitarre, das andere mit Cajón“ ausgedrückt wird: Was geht mich mein Gerede aus meiner Zeit als Kandidat an.
Im Juni 2009, wenige Tage nach den Zusammenstößen mit über 30 Toten in der Umgebung des nordperuanischen Bagua, hatten Abgeordnete von Otárolas linksnationalistischer Partei PNP den Plenarsaal des peruanischen Parlaments besetzt, um für die Rücknahme mehrerer Regierungsdekrete zu demonstrieren. Abgeordnete aus dem Lager der 2009 regierungsnahen Fujimoristen nannten ihn und seine Parteikollegen dafür „Extremisten“. Fredy Otárola wurde damals öffentlich für seine Unterstützung der Plenarsaal-Besetzung gerügt. Heute steht er der Verfassungskommission des Kongresses vor und erklärte gegenüber dem Fernsehsender Willax TV, der Marsch für das Wasser sei ein „Marsch von Extremisten“, der mit extremen Mitteln dem Bergbau die Tür verschließen wolle.
Viele derjenigen, die den Protestmarsch begleiteten, seien lediglich darauf aus, politisch Fuß zu fassen, so Otárola weiter und wünschte den Organisatoren „Misserfolg“. Bei so manchem Marsch-Beteiligten liegt er dabei wohl gar nicht so falsch. Der suspendierte Priester, Umweltaktivist und Parteigründer Marco Arana ist vorn mit dabei, nachdem er und seine Partei im vergangenen Wahlkampf weitgehend in der Bedeutungslosigkeit versunken waren. Cajamarcas Regionalpräsident Gregorio Santos, dem ebenfalls Ambitionen auf einen politischen Sprung in die Hauptstadt Lima nachgesagt werden, begleitet derweil den Protestmarsch durch Lobbybesuche bei anderen Regionalregierungen. Schaffen könnten er den Sprung. Otárolas Parteichef, Präsident Ollanta Humala, hatte sich, bis er in der heißen Phase des Wahlkampfs 2011 auf brasilianische PR- und Kampagnenberater zurückgriff, ebenfalls gerne durch Proteste und Demonstrationen nach oben spülen lassen.
Der „Wassermarsch“
Der Protestmarsch zum Schutz von Wasserressourcen von Cajamarca in die peruanische Hauptstadt Lima, dem nach unbestätigten Medienberichten derzeit rund 1.000-2.000 Personen folgen kommt Morgen (Donnerstag) in Lima an. Die Teilnehmer fordern, die Nutzung von Wasser zunächst für den menschlichen Gebrauch sicherzustellen. Auslöser des Marsches war der Streit um das Bergbauprojekt Conga in der peruanischen Provinz Celendín (Cajamarca).
Unterstützt wird der Protestmarsch von rund 120 sozialen und Umweltorganisationen vorwiegend aus Nord- und Nordostperu.