Die Lage in der nordostperuanischen Regenwaldregion Loreto ist weiter angespannt: 51.991 Wohnhäuser wurden durch die Überschwemmungen der Regenzeit 2012 allein in dieser Region beschädigt, mehr als 200 davon zerstört. Bereits seit vergangenem November leiden Teile Loretos wegen der außergewöhnlich starken Regenfälle unter gewaltigen Wassermassen. Mehrmals stellten allein in diesem Jahr die Pegelstände mehrerer Flüsse, darunter des Amazonas, neue Rekorde auf. Insgesamt 174.678 Personen sind nach Informationen des peruanischen Zivilschutzes davon direkt betroffen, beispielsweise indem ihre Wohnhäuser in den in den Fluten versanken, oder sie sich mit wegen der Feuchtigkeit auftretende Krankheiten infizierten.
Am stärksten trifft es aber wohl die 87.000 Schülerinnen und Schüler von 1.652 Schulen, die derzeit zwangsweise Ferien haben. Der Grund: 1.604 Schulgebäude wurden durch das Hochwasser teilweise oder ganz zerstört, 48 weitere dienen teils seit Monaten als Notunterkunft für Familien, deren Wohnhäuser beschädigt oder zerstört wurden.
Inzwischen beginnt sich der Wasserstand zu stabilisieren, für die kommenden Wochen erwartet der peruanische Wetterdienst SENAMHI einen langsamen Rückgang des Wasserspiegels. Die regionale Bildungsbehörde, bislang weitgehend mit dem Problem allein gelassen, begann deshalb gestern, gemeinsam mit NGOs, Unternehmen und der katholischen Kirche einen Plan auszuarbeiten, wie der Unterricht – wo möglich – zum 14 Mai wieder aufgenommen werden kann. Dazu soll, so die Regionaldirektion für Bildung Loreto, unter anderem auch ein Notfalllehrplan erstellt werden, damit der für dieses Schuljahr vorgesehene Stoff zumindest teilweise durchgenommen werden kann.
Inzwischen kündigte auch das Bildungsministerium aus der Hauptstadt Lima Unterstützung an. Man werde technische und finanzielle Unterstützung bereitstellen, um die Infrastruktur, das Schulmobiliar, sowie die Lehrmaterialien möglichst bald wieder Nutzbar zu machen, so der Vizebildungsminister Fernando Bolaños Galdos gestern beim Besuch einer der betroffenen Schulen. Bis die vielen Schulgebäude, die sich zu einem großen Teil bereits vor dem Hochwasser in einer präken Situation befanden, neu gebaut oder renoviert sind, werden nun Räumlichkeiten gesucht, in denen der Schulbetrieb vorrübergehend fortgesetzt werden kann. Das soll in Gemeindezentren, städtischen Veranstaltungsräumen, privaten und kirchlichen Schulen geschehen.
Insgesamt betrifft das Hochwasser jeden vierten der 354.744 Schülerinnen und Schüler der Region Loreto, die derzeit in eine der 4.337 privaten und öffentlichen Schulen gehen. Am stärksten Betroffen sind die Provinzen Ucayali und Requena, wo 147, beziehungsweise 115 Schulen zerstört wurden.
Hinweis: Aufgrund der vielen Nachfragen finden Sie hier eine kurze Anleitung, wo sie aktuelle Pegelstände des Amazonas und anderer peruanischer Flüsse finden.
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