Der Erzbischof von Lima, Kardinal Juan Luis Cipriani, hat dem Priester Gastón Garatea (Arnsteiner Patres, SSCC) die Erlaubnis entzogen, in der Erzdiözese Lima sein Priesteramt auszuüben und damit nicht nur scharfe Kritik auf sich gezogen, sondern auch eine lebhafte Diskussion innerhalb der peruanischen Kirche ausgelöst. Gastón Garatea, der zeitweise dem nationalen Runden Tisch zur Armutsbekämpfung (MCLCP)* vorstand und sich als Mitglied der Wahrheits- und Versöhnungskommission (CVR) betätigte, war – nach Agnaben der Erzdiözese – zuvor mehrfach gewarnt worden, sich nicht öffentlich zum Thema Ehe von Homosexuellen zu äußern. Garatea beharrt darauf, dies auch nicht getan, sondern sich lediglich für die Einführung eingetragener Lebenspartnerschaften stark gemacht zu haben. Seit einigen Tagen zirkulieren nun diverse Unterstützerschreiben im Internet, in denen sich Gläubige, Intellektuelle und kirchliche Mitarbeiter für die Erneuerung der Lizenz des Priesters stark machen und Kardinal Cipriani kritisieren. Die Erzdiözese dagegen spricht von einer „Schmutzkampagne“ und verweist darauf, die Ordensleitung bereits zuvor gewarnt zu haben. Gastón Garatea selbst bedauerte die Entscheidung Ciprianis und erklärte, sich „nicht aus Lima vertreiben lassen“ zu wollen.
Kritik und Unterstützung von Seiten der Bischöfe
Auch katholische Würdenträger mit Gewicht schalteten sich nun in die Diskussion ein. Mons. Luis Bambarén Gastelmundi, ehemals Vorsitzender der peruanischen Bischofskonferenz, erklärte gegenüber der Tageszeitung „La República“, die Entscheidung sei offensichtlich nicht von der Erzdiözese als Ganze ausgegangen, vielmehr gehe es um ein persönliches Problem „zwischen den Beiden“. Nachdem der Bischof von Arequipa, Mons. Javiér del Río, mit den Worten zitiert wurde, Bambarén sehe „mit seinen 84 Jahren in der Gefahr, die Dinge nicht mehr klar sehen zu können“, fügte der Angegriffene hinzu, es gebe „ältere Menschen, die wesentlich klarer“ sähen. Viele dächten, Mons. Cipriani sei als Kardinal der Leiter der peruanischen Kirche, so Bambarén weiter, dem sei allerdings nicht so, dieser sei „lediglich Erzbischof von Lima“ und treffe nur die Entscheidungen in seinem Zuständigkeitsbereich. Mons Javiér del Río ist derzeit dritter Vorsitzender der peruanischen Bischofskonferenz.
Arnsteiner Patres: Garatea wird „mit religiösem Gehorsam Folge leisten“
Dabei ist die Kirche insbesondere in der Erzdiözese Lima schon jetzt sehr gespalten. Denn dort schwelt seit Jahren ein Streit zwischen der päpstlich-katholischen Universität Lima (PUCP) und der Erzdiözese Lima, die mehr Einfluss auf strategische Entscheidungen der Universitätsleitung möchte – und auf deren Besetzung. Die Universität, bekannt für ihre Pluralität und als Schmiede der peruanischen Wirtschafts- und Politikelite, fürchtet Einschränkungen ihrer Unabhängigkeit und zunehmenden Einfluss der konservativen katholischen Organisation Opus Dei, der auch Kardinal Cipriani angehört. Gastón Garatea hatte an der Universität – trotz des Konfliktes zwischen Erzdiözese und Universität – einen Beratungsauftrag zum Thema Corporate Social Responsibility angenommen.
Während es bislang keine offizielle Stellungnahme der peruanischen Bischofskonferenz gab, bedauerten die Arnsteiner Patres (offiziell: Ordensgemeinschaft der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens und der ewigen Anbetung) in Peru die Entscheidung des Kardinals, kündigten aber an, Garatea werde der Entscheidung „mit religiösem Gehorsam Folge leisten“. Wie AméricaTV berichtet, hoffen die Arnsteiner Patres auf die nachträgliche Erneuerung der Erlaubnis, die es dem 72jährigen Gastón Garatea wieder ermöglichen würde, das Priesteramt auch in Lima weiter auszuüben.
*Mesa de Concertación de Lucha contra la Pobreza
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