Carlas Canales, Vorsitzender der peruanischen Vereinigung der Reisewirtschaft, mischt sich gerne in die Tagespolitik ein. Zuletzt beispielsweise, als er über die Negativeffekte klagte, die Proteste wie diejenigen um den Bergbau in der Region Cajamarca für den Tourismus brächten. Nun aber machte er einen Vorschlag, der vermutlich auf kaum einer Ebene mit Begeisterung aufgenommen wird. Es sei notwendig, einige Regionen, die zum Amazonasbecken gehörten, umzubenennen, so Canales gegenüber dem Fachportal „Infoturperu“. So sollte für Canales die Region Amazonas zur „Region Chachapoyas“ umbenannt werden, um der „Kultur zu huldigen, die dort gelebt hat“, aus der Region San Martín sollte, nach dem Fluss, der sie durchfließt eine „Region Marañón“ werden und die bisherigen Region Loreto sollte den Namen von Amazonas übernehmen – mit Hauptstadt Iquitos. Begründet wurden die Vorschläge vor allem damit, Touristen die Orientierung zu erleichtern. Durchzusetzen sein werden diese Vorschläge aber wohl nicht. So würden sich wohl alle Provinzen der heutigen Region Amazonas (außer vielleicht Chachapoyas, aber vermutlich nicht einmal diese) gegen eine Umbenennung in „Region Chachapoyas“ wehren. Der Grund: Das Volk der Chachapoya kontrollierte nie die gesamte Region, archäologische Funde konzentrieren sich vorwiegend auf den Süden. Bereits jetzt gibt es Rivalitäten zwischen Bagua Grande (Provinz Utcubamba) und Chachapoyas um die Vorherrschaft in der Region, die eine Umbenennung praktisch unmöglich machen würde. Gegen die Umbenennung der Region San Martín würde sich wohl nicht nur die Region selbst wehren, im ganzen Land würde es wohl zu Widerständen dagegen kommen, wird mit dem Namen doch einem der großen Kämpfer für die peruanische Unabhängigkeit gedacht.
Also viel Wind um nichts? Nein, der Vorschlag, der wohl in den kommenden Wochen insbesondere in den angesprochenen Regionen kontrovers -aber ergebnislos- diskutiert werden wird, legt einen Schwachpunkt des sonst sehr professionellen peruanischen Marketings im Tourismusbereich offen. Dieser liegt in der traditionellen Gliederung Perus in Küste, Hochland und Regenwald anhand der Regionen, die längst überholt ist – und der schwachen Promotion von touristischen Leuchttürmen abseits der weltberühmten Inka-Stadt Machu Picchu (Region Cusco). Ansonsten wäre Iquitos längst als „die“ Urwaldstadt schlechthin bekannt – und der Norden der Region Amazonas würde als „Regenwald“ vermarktet, der Süden als „Gebirge, Flußtäler und Chachapoya-Ruinen“. Weil die Vermarktung aber nach Regionen erfolgt, weiß keiner so recht, wo Amazonas hingehört, mal wird es zum Amazonasbecken, mal zum Hochgebirge gezählt. Und so lesen sogar Schulkinder im Süden der Region auf über 3.000 Metern über dem Meeresspiegel in ihren Schulbüchern, sie würden im tropischen Regenwald leben.
PS: Aus INFOAMAZONAS müsste dann wohl auch INFOCHACHAPOYAS werden…