Eine landesweite Tageszeitung und die Ingenieurskammer der nordostperuanischen Regenwaldregion Loreto hatten das Projekt längst für tot erklärt: Gestern kündigte Regionalpräsident Yván Vásquez an, Ende 2013 oder Anfang 2014 werde mit den Bauarbeiten an der „Marañón-Express“ genannten geplanten Bahnstrecke zwischen Loretos Hauptstadt Iquitos und der Hafenstadt Yurimaguas begonnen. Yurimaguas, das ebenfalls zur Region Loreto gehört, ist einer der Endpunkte der nordperuanischen interozeanischen Straße, die den Warenverkehr zwischen Atlantik- und Pazifikküste über Peru und Brasilien hinaus vereinfachen soll. Zwischen Iquitos und Loreto ist der Waren- und Personentransport derzeit nur per Schiff oder Flugzeug möglich, was entweder mehrere Tage dauert oder aber sehr teuer ist. Mit der Eisenbahn möchte Regionalpräsident Vásquez nicht nur den Waren- und Personentransport, so Vásquez, schneller und bezahlbar machen, sondern gleichzeitig einem Problem vorbeugen, das sich insbesondere dort auftut, wo in Regenwaldregionen neue Straßen gebaut werden: Es kommt zu Ansiedlungen am Rande der Straßen und häufig zu unkontrollierter Abholzung.
Derzeit arbeitet ein Konsortium an einem möglichen Routenverlauf. Ende kommenden Jahres soll dann eine Konzession für Bau und Betrieb der Bahnstrecke an ein Privatunternehmen vergeben werden. Gegner des Projekts rechnen damit, dass sich das Projekt finanziell nicht tragen wird – und, dass die Bauarbeiten einen Eingriff in Schutzgebiete mit sich bringen könnten. Dem ersten Vorwurf entgegnete Regionalpräsident Vásquez bereits vor einigen Monaten, in einem weiteren Schritt den Hafen von Iquitos ausbauen zu wollen und den Zug damit auch als Transportweg für brasilianische Exporte an die peruanische Küste zu nutzen. Bislang ist dies nur über den Wasserweg möglich – und dauert mehrere Tage. Insbesondere während der Trockenzeit führt das zu Problemen.
Pläne zum Eisenbahnbau in der Region Loreto gab es bereits einige. So beispielsweise für einen Zug von Pimentel über Tarapoto nach Yurimaguas oder von Lambayeque nach Saramiriza. Über den Status von Ideen kamen sie allerdings kaum heraus. Derzeit wird auch die Machbarkeit der neuen Pläne geprüft, dazu gehört auch ein erster Kontakt mit denjenigen, die von den Bauarbeiten direkt betroffen sein könnten: Anwohner, insbesondere auch indigene Gemeinschaften.