„Mut zur Warheit“ oder „Wert der Wahrheit“ ist der Titel einer peruanischen Reality-Show, die an den vergangenen Wochenenden höchste Einschaltquoten damit einfuhr, Kandidaten mit Hilfe eines Lügendetektors immer intimere Fragen beantworten zu lassen. Wird wahrheitsgemäß geantwortet, steigt das Preisgeld. Während der ersten Ausstrahlung vor wenigen Monaten saß eine 19jährige vor der Kamera, und gestand- mit Familie und Freund im Studio- ein, sich ihrer Herkunft zu schämen und sich prostituiert zu haben. Vergangene Woche verschwand die junge Frau plötzlich – bis am Wochenende plötzlich ihr Leichnahm auftauchte. Die peruanischen Medien machten den mutmaßlichen Mörder bald ausfindig: Ihr Freund. Obwohl auch die Polizei inzwischen in dessen Umfeld sucht, verneinte dieser in einer ersten Vernehmung die Verantwortung für den Tod des Opfers, gab aber an, mitgeholfen zu haben, den Leichnahm verschwinden zu lassen. Seitdem kocht die Gerüchteküche: Es sei aus Eiffersucht geschehen, titeln Boulevardzeitungen, es sei um das Preisgeld gegangen, sagen andere.
Wie auch immer die Ermittlungen ausgehen: Der Mordfall hat in Peru eine Debatte ausgelöst, es wird über die Verantwortung von Medien gesprochen, aber auch über Gewalt gegen Frauen. Beto Ortíz, Moderator der Reality-Show, entschuldigte sich inzwischen bei den Eltern dafür, die Reality-Kandidatin nicht weiter begleitet zu haben, schloss aber eine Mitschuld an deren Tod aus. CONCORTV, das Selbstkontrollgremium peruanischer Medien, hatte die Sendung bereits vor dem Mord mehrfach kritisiert. Neben Forderungen nach einer Absetzung der Sendung gab es auch Rufe nach Gesetzesänderungen.
Gleichzeitig begann aber eine weitere Debatte, die sich mit Frauenrechten beschäftigt. So wies der Blogger und Journalist Marco Sifuentes in seiner Kolumne für die Tageszeitung „La República“ darauf hin, dass das Fernsehformat in 30 Ländern ausgestrahlt wird, es aber nur in Peru zu einem Mord kam. Er vermutet als Ursache, dass in den anderen Ländern Gewalt gegen Frauen inzwischen wirklich als solche anerkannt wird – während es in Peru in 90% aller Fälle von Vergewaltigungen erwachsener Frauen zu keinem Urteil kommt – und eine „Beleidigung der Männlichkeit“ als Grund für Gewalt – in diesem Fall sogar Mord – gesellschaftlich akzeptiert ist.