Der peruanische Kongress debattiert regelmäßig darüber, ob es eine Größenbegrenzung von Agrarland geben sollte, gleichzeitig weiß aber niemand, wie groß die Felder und Ländereien peruanischer Landwirtinnen und Landwirde eigentlich sind – und, wie viele von ihnen es eigentlich gibt. Deshalb führt das peruanische Nationalinstitut für Statistik und Informatik (INEI) in den kommenden Wochen nun nach 18 Jahren Pause den vierten Landwirtschafts-Zensus durch.
Das war dringend nötig, da sind sich auch die meisten politischen Kräfte im Land einig. Denn: In den vergangenen Jahren hat sich in der peruanischen Agrarwirtschaft einiges getan. Die Landflucht verlangsamte sich zwar, hielt aber an, an der Küste entstehen mitten in der Wüste durch gigantische Bewässerungsanlagen Flächen für Landwirtschaft im großen Stil, manchmal auch auf Kosten von Kleinbauern. Der Agrarchemie- und Landmaschinenmarkt ist im Höhenflug und erreicht heute auch abgelegene Regionen. Und während mancherorts industrielle Landwirtschaft betrieben wird, gibt es nicht nur in den Hochanden Substistenzlandwirte und andere, die auf traditionelle Art und Weise häufig ökologisch und in relativ kleinen Mengen produzieren – manchmal in Eigenregie, in seltenen Fällen auch als Kooperativen.
In den vergangenen Jahren wurde mehrmals versucht, über staatliche Programme Landwirten in geographisch schwieriger Lage den Marktzugang zu ermöglichen. So wurden beispielsweise Züge voll Kartoffeln aus den Anden nach Lima transportiert – die Breitenwirkung war aber eher mäßig. Diese begrenzte Wirkung lag vermutlich auch an kulturellen Eigenarten des Agrargeschäfts in den Hochanden und an fehlender Infrastruktur, es fehlten aber auch belastbare Daten, um richtig planen zu können. Die sollen nun erhoben werden: Neben Agrarflächen, die per GPS registriert werden sollen, sammeln die INEI-Mitarbeiter auch Informationen über Vieh, den Zugang zu Wasser, den Einsatz von Agrarchemikalien, die angebauten Feldfrüchte, sowie allgemeine Daten über Landwirtinnen und Landwirte.
Diese Daten werden wohl auch zu einem Wiederaufflammen der Diskussion über eine Größenbegrenzung von Agrarland führen. Im Moment stehen mehrere Vorschläge im Raum, von denen einige den Ruf haben, „leyes con nombre propio“ zu sein – also Gesetzesinitiativen, die sich gegen einen bestimmten Agrarkonzern richten. Vielleicht war auch die Angst vor dieser Diskussion ein Grund dafür, warum seit 1994 kein Landwirtschafts-Zensus mehr durchgeführt wurde.
Insgesamt besteht der Fragebogen der Erhebung aus 122 Fragen, die, darauf weist das INEI ausdrücklich hin, geschlechtsneutral formuliert sind. So waren bei der Befragung vor 18 Jahren Landwirtinnen offenbar noch nicht vorgesehen. Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Fragen, die Situationsabhängig gestellt werden, da sie beispielsweise die Situation in indigenen Gemeinschaften oder der industriellen Hühner- oder Meerschweinchenmast betreffen. Das INEI kündigte an, im Rahmen des „IV Censo Nacional Agropecuario“ selbst das abgelegendste Feld zu registrieren. In wieweit das gelingt, wird sich spätestens Mitte November zeigen, wenn die Datenerhebung beendet wird. Wann mit ersten Ergebnissen zu rechnen ist, ist noch nicht bekannt.
Dieser Beitrag ist Teil des INFOAMAZONAS-Dossiers „Peru zählt seine Landwirte – Agrarzensus 2012“. Umfassende Informationen zum Thema finden Sie dort.