Perus Kulturministerium hat mit einer Gesetzesinitiative, die eine Anerkennung von Stierkämpfern als Künstler zum Ziel hat, bei Tierschutzorganisationen heftigen Unmut ausgelöst. Der Gesetzestext, der unter vielen anderen auch Sängerinnen und Sänger, Clowns, Mentalistinnen und Mentalisten, sowie angehörige des Schauspielberufs nennt, wurde von dem Ministerium zur öffentlichen Diskussion ins Internet gestellt.
Stierkampfgegner Roger Torres von der Organisation Perú Antitaurino erklärte gegenüber der Tageszeitung La República, es sei unglaublich, dass ein Ministerium, das die Kultur fördern solle, ein so blutiges Spektakel für eine „künstlerische Aktivität“ halte. In der peruanischen Hauptstadt Lima gibt es mit der „Plaza de Acho“, in der seit gestern die Stierkämpfe der „Feria del Sr. de los Milagros“ laufen, eine große Stierkampfarena, auch in vielen kleineren Städten – beispielsweise Chota in der Region Cajamarca – gibt es zu besonderen Anlässen Stierkampfturniere. Zu den Befürwortern des Stierkampfs gehört -unter anderen- der Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa.
Kein Stierkampf für Kinder und Jugendliche?
Derweil beschäftigt sich der peruanische Kongress auch mit Initiativen mehrerer Abgeordneten, die Minderjährigen den Einlass in Stierkampfarenen verbieten wollen. Durch die Initiative wolle man die psychische und moralische Integrität der Minderjährigen schützen, so der Fujimoristen-Abgeordnete Julio Rosas. Ausgegangen war die Initiative aber von dem Abgeordneten und ehemaligen Verteidigungsminister José Urquizo aus dem Lager der Regierungsfraktion der Nationalisten. Dessen Vorschlag ging sogar noch weiter: Er möchte Minderjährige auch den Zugang zu den populären Hahnenkämpfen verwehren.
Kulturministerium will soziale Absicherung und Besitzrechte neu regeln
Die scharfe Kritik aus diversen politischen Lagern hat das Kulturministerium offenbar überrascht, wohl auch deshalb, weil es sich beim Thema „Stierkampf“ eher um eine Nebenbaustelle handelt. Denn in erster Linie soll durch das geplante Gesetz die soziale Absicherung von Künstlerinnen und Künstlern, sowie das Besitz- und Verwertungsrecht künstlerischer Produktion auf eine neue Grundlage gestellt werden. So soll das geplante Gesetz Kunstschaffenden beispielsweise vereinfachen, ihre Forderungen durchzusetzen, wenn Konzert- oder Ausstellungsorganisatoren sich im Nachhinein weigern zu bezahlen.