Quechua ist in Teilen Perus nach der Verfassung Amtssprache, dennoch sind staatliche Publikationen und tagesaktuelle Informationen bisher kaum in der Sprache verfügbar.
Zwar gibt es mehrere Initiativen wie das „Red Quechua Peruana“ des Radioverbundes CNR, sowie mehrere Lokalsender, die Programme in der Sprache anbieten, in den meisten landesweiten Fernseh- und Radiostationen findet man Quechua, wenn überhaupt, im Bereich „Folkloremusik“. Der staatliche Rundfunk will das, zumindest für seinen Radiosender „Radio Nacional“, künftig ändern. Wie der Sender gestern mitteilte, konnte man die zweisprachige Journalistin Karina Benites gewinnen, eine regelmäßige Nachrichtensendung in Quechua zu konzipieren und durchzuführen.
Quechua bislang fast nur in lokalen Medien
Der Marktanteil von Radio Nacional liegt – ähnlich wie beim Staatsfernsehen – zumindest dort, wo es Konkurrenz gibt, für gewöhnlich weit abgeschlagen hinter den privaten Sendern. Gleichzeitig ist der Sender für gute Kulturprogramme bekannt, sowie für ausgewogene Nachrichten – letzteres allerdings nur, solange die Regierung nicht betroffen ist. Dennoch ist es ein Signal, dass nun einer der peruanischen Radiosender mit der höchsten Reichweite nun Wortbeiträge auf Quechua anbietet. In der Vergangenheit warfen peruanische Regierungen von NGOs geförderten Kleinradiosendern öfter vor, die Bevölkerung im Umfeld größerer Projekte in den Bereichen Bergbau oder Wasserkraft „falsch“ zu informieren – Versuche, selbst Informationen in der entsprechenden Sprache bereit zu stellen, blieben in den meisten Fällen aber aus.
13,2% Quechua-Muttersprachler
Auch in anderen Bereichen setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass dem Staat eine Vorreiterrolle bei der Förderung von Quechua und den zahlreichen weiteren in Peru verbreiteten Sprachen zukommt. Und das nicht von ungefähr: Selbst in der Hauptstadt Lima gaben bei der Volkszählung 2007 6,31% der Einwohnerinnen und Einwohner Quechua als Muttersprache an – die wirkliche Zahl liegt wohl noch ein ganzes Stück darüber, machen doch Linguisten und Soziologen bei Quechua-Muttersprachlerinnen und -sprachlern immer wieder ein Gefühl von Scham vor ihrer Sprache aus. Peru-weit liegt der Wert mehr als doppelt so hoch: 13,2% der über-5-jährigen gab an, mit Quechua aufgewachsen zu sein. Lässt man die großen Städte außen vor, liegt der Anteil sogar bei über 30%. In Regionen wie Apurímac und Huancavelica sind die Spanisch-Muttersprachler gar klar in der Unterzahl: in Apurímac wuchsen fast drei Viertel der Bevölkerung mit Quechua auf, in Huancavelica 64,6%.
Diverse staatliche Initiativen
Auch deshalb wurden einige Initiativen gestartet, den Staat fit für Quechua zu machen – auch wenn noch ein langer Weg zu gehen ist. Die Verfassung wurde übersetzt, während der vergangenen Legislaturperiode übernahm erstmals eine bekennende Quechua-Muttersprachlerin die Leitung der Bildungskommission des Parlaments, einige staatliche Stellen müssen (eigentlich…) Übersetzerinnen und Übersetzer vorhalten und für einige Sprachen werden erstmals Lehrmaterialien entwickelt. Auch die Privatwirtschaft startet erste Initiativen. So gibt es beispielsweise von den großen Telefongesellschaften Werbespots auf Quechua. Dennoch sind Quechua-Sprecherinnen und Sprecher bis heute Diskriminierung ausgesetzt, beispielsweise machte sich eine Tageszeitung – auf Initiative einer Fujimoristen-Abgeordneten – über die prekären Spanischkenntnisse einer Quechua-Muttersprachlerin im peruanischen Kongress lustig.
Alles wird der Staatsrundfunk mit seiner Nachrichtensendung nicht ändern können. Aber mit seinem Schritt zeigt der Sender zumindest, dass dem peruanischen Radio- und Fernsehinstitut (IRTP) die Problematik zumindest bewusst ist.
Hinweis:
Einen interessanten Beitrag zum Thema „Quechua in Peru“, insbesondere die peruanische Quechua-Politik finden Sie im Blog von Sabrina Železný.