In mehreren peruanischen Städten sind gestern tausende Studierende auf die Straße gegangen, um gegen die Aktivitäten der MOVADEF-Bewegung zu protestieren, die als politischer Arm der Terrororganisation Sendero Luminoso angesehen wird. Die größte Kundgebung war nach Medienberichten die in der Hauptstadt Lima, wo insbesondere Studierende der San Marcos-Universität (UNMSM) zu einem „Friedensmarsch“ aufgerufen hatten. Die älteste, durchgängig aktive Universität auf dem amerikanischen Kontinent war in den vergangenen Wochen wiederholt in die Schlagzeilen geraten, weil MOVADEF-Mitglieder, darunter der Rechtsanwalt von Sendero-Gründer Abimael Gúzman, innerhalb ihrer Einrichtungen Veranstaltungen abhielten.
Beteiligung geringer als erhofft
Nach Angaben der Veranstalter sollen sich über 3.000 Personen an dem Protestmarsch durch Limas Zentrum beteiligt haben – weniger als erhofft. Auch in Trujillo gab es Protestmärsche. Unterstützt wurden die Proteste von diversen Gruppen und Parteien, neben den regierenden Nationalisten (PNP) auch von der oppositionellen christlichen Volkspartei (PPC), und der APRA auch vom nationalen Menschenrechtskoordinationsrat (CNDDHH). Erst vor wenigen Monaten hatte die MOVADEF-Führung versucht, die Organisation als Partei zu registrieren – der entsprechende Antrag wurde vom Wahltribunal JNE aber abgelehnt.
… und MOVADEF?
Die MOVADEF-Bewegung spricht von politischer Verfolgung und verglich UNMSM-Rektor Pedro Cotillo, einer der Mitinitiatoren der Proteste, mit Joseph Goebbels. Mit „unverhohlenem Zynismus“ werfe dieser der Organisation vor, ihn zu bedrohen. Dies sei Ausdruck einer „reaktionären Politik“, er „lüge und lüge, auf dass etwas hängenbleibe“, so eine MOVADEF-Pressemitteilung.
Regierung möchte Terror-Leugnung unter Strafe stellen
Bei den Demonstranten konnte MOVADEF damit offenbar nicht landen: „Nie wieder Terror“ stand auf T-Shirts und Transparenten der Studierenden, darunter auch viele der Universitäten Federico Villarreal, Ingeniería, Agraria, Guzmán y Valle La Cantuta und La Católica.
Der Demonstrationszug war dabei auch eine Reaktion auf eine Gesetzesvorlage der peruanischen Regierung, die die Leugnung von Verbrechen des Sendero Luminoso unter Strafe stellen möchte. Gegner des Vorschlags forderten dagegen, MOVADEF und Sendero Luminoso politisch zu attackieren – ein Beispiel dafür wurde gestern gezeigt.
Weitere Proteste geplant
Für die kommenden Tage sind weitere Aktionen geplant: So rief in Cusco für den morgigen Donnerstag ein regionaler Gewerkschaftsbund zu Protesten auf, nicht nur gegen MOVADEF, sondern auch gegen den Begnadigungsantrag des peruanischen Ex-Diktators Alberto Fujimori.
MOVADEF und der „alte“ Sendero Luminoso
MOVADEF ist nach Ansicht von Experten eng mit dem „alten“ Sendero Luminoso verbandelt, der Anfang der 80er Jahre in der Region Ayacucho im Umfeld des 1992 inhaftierten Universitätsdozenten Abimael Guzman gegründet wurde und Peru mit Angst und Terror überzog – und damit einen Konflikt auslöste, der nach Schätzungen der Wahrheits- und Versöhnungskommission (CVR) mehr als 60.000 Menschen das Leben kostete. Die heute noch aktiven Überbleibsel der Gruppe, die vor allem in den Tälern der Flüsse Apurímac, Éne und Mantaro ihr Unwesen treiben (SL-VRAE), hat sich nach Einschätzung des Journalisten Gustavo Gorriti, der seit Jahrzehnten über die Terrororganisation berichtet, von „Sendero“-Gründer Guzman losgesagt und keine Verbindung zu MOVADEF, Guzman selbst, dessen Befreiung MOVADEF fordert, nannte den SL-VRAE einmal „Söldner im Dienst der Drogenmafia“.