Im Schatten der Abwahlkampagnen gegen Limas Bürgermeisterin Susana Villarán, die derzeit Titelseiten fast aller Tageszeitungen füllen, steigt die Beliebtheit des peruanischen Präsidenten Ollanta Humala in ungeahnte Höhen. Und während sich die Hauptstadtmedien mit größeren oder kleineren Skandalen rund um das Abwahlreferendum beschäftigen, treibt die Regierung, die bislang wegen ihres wirtschaftsliberalen Kurses von Unternehmerverbänden hoch gelobt wurde, still und leise den Wiedereinstieg des Staates in das Erdöl- und Erdgasgeschäft voran.
So wurde erst vor wenigen Wochen der Wiedereinstieg des staatlichen Ölkonzerns Petroperú in die Ölförderung besiegelt – über den lediglich am Rande, im Zusammenhang mit dem Rücktritt des damaligen Petroperú-Chefs Humberto Campodónico berichtet wurde. Gestern nun verkündete überraschend der peruanische Bergbau- und Energieminister Jorge Merino Tafur, die Regierung verhandle mit dem spanischen Ölkonzern Repsol über den Verkauf von 200 Repsol-Tankstellen an Petroperú. Peru, das selbst über große Erdgasvorkommen verfügt, wolle damit die Stellung Petroperús beim Verkauf von Gas für Erdgasfahrzeuge stärken, so Minister Merino Tafur gegenüber dem Nachrichtensender RPP.
Wirschaftsberater gegen Petroperú-Einstieg
Die Notwendigkeit für ein stärkeres Engagement im Tankstellenmarkt sieht Merino Tafur aber auch in der Preispolitik privater Tankstellen. Diese gäben die Preiserhöhungen der Raffinerien sofort an die Kunden weiter, nicht aber Preisrückgänge. Bei Wirtschaftsvertretern kam diese Argumentation nicht gut an. Juan Vargas Sánchez vom Wirtschaftsberatungsunternehmen MAXIMIXE sieht unter anderem die Gefahr, die Preispolitik der -vorhandenen und möglichen neuen – staatlichen Tankstellen könne als politische Waffe zu Lasten der Steuerzahler genutzt werden: „Die Senkung der Preise erhöht die Popularität des Präsidenten und die Preise können unter ihrem Marktpreis festgesetzt werden, was immer zum Aufbrauchen der Mittel des Staates und/oder zu Lasten anderer Dienstleistungen wie der Bildung, der Gesundheit oder der Sicherheit führt“, so Vargas Sánchez in einer Stellungnahme zum Thema.
Merino Tafur: „Endverbraucher profitieren“
Für Minister Merino Tafur zählt dagegen vor allem eines: „Wir würden gerne mit Gas für Erdgasfahrzeuge in den anderen Landesregionen die gleichen Verhältnisse wie in Lima herstellen, wofür Petroperú mehr Präsenz auf dem Tankstellenmarkt haben müsste“, so der Politiker. Mehr noch als Petroperú solle davon „vor allem der Endverbraucher profitieren“.
Erst Mitte Dezember 2012 hatte Repsol seine Pläne über den Verkauf der 1996 -nach Ansicht von Experten unter Wert- privatisierten Raffinerie La Pampilla (Ventanilla / Provinz Callao), der Gasverflüssigungsfabrik Solgas, sowie den genannten 200 Tankstellen öffentlich gemacht. Wie peruanische Wirtschaftsmedien berichten, soll es auch aus dem Privatsektor Interessenten an dem Tankstellennetz geben. Um wen es sich dabei genau handelt, ist nicht bekannt.