Seit den frühen Morgenstunden sind die wahlpflichtigen Einwohnerinnen und Einwohner der peruanischen Hauptstadt Lima aufgerufen, ihre Stimme zum Verbleib oder der Abwahl von Bürgermeisterin Susana Villarán und 39 Mitgliedern des Stadtrates abzugeben. Stimmt eine Mehrheit mit „Si“ für die Abwahl von 14 oder mehr Ratsmitgliedern, müssen im Verlauf des Jahres Neuwahlen angesetzt werden – bis dahin übernehmen Nachrückerinnen und Nachrücker die Mandate.
Bereits kurz nach Öffnung der Abstimmungslokale gab es Berichte über Probleme: Hunderte Wahlhelferinnen und Wahlhelfer erschienen offenbar nicht, peruanische Medien berichten, 10-20% der Abstimmungslokale könnten wegen fehlenden Personals ihre Arbeit nicht ordnungsgemäß wahrnehmen. In vielen Fällen wurden kurzfristig Menschen rekrutiert, die vor den Abstimmungslokalen in der Schlange standen.
Der Grund für die Abwesenheit vieler Wahlhelferinnen und Wahlhelfer: Die zu erwartende komplexe Auszählung der Stimmen nach Schließung der Abstimmungslokale. Für jeden der 40 auf dem Wahlzettel stehenden Namen muss eine eigene Auszählung stattfinden – was bei Wahllokalen mit großem Einzugsgebiet bis in die Morgenstunden dauern kann – weswegen die Wahlbehörde ONPE mit dem Vorläufigen Endergebnis auch erst morgen Nachmittag (Ortszeit) rechnet. Das ist für peruanische Wahlen aber nichts ungewöhnliches – bei der vergangenen Bürgermeisterwahl dauerte es bis dahin mehrere Wochen. Zahlreiche Wahlhelferinnen und Wahlhelfer bevorzugen aber offenbar, die bei Nichterescheinen fälligen 185 Nuevos Soles Strafe zu zahlen.
Wie das Referendum ausgeht, ist bislang nicht abzusehen, da in der Woche vor der Abstimmung keine Umfrageergebnisse mehr veröffentlicht werden dürfen. Die Ergebnisse der vergangenen Woche zeigten noch keine klare Tendenz. Die Kampagne vor dem Referendum wurde mit harten Bandagen geführt, Abwahlbefürworterinnen und -beführworter wühlten, ebenso wie Gegnerinnen und Gegner, tief im Dreck. Persönliche Angriffe, Beschimpfungen, Verleumdungen und zuletzt sogar die Veröffentlichung offenbar illegal mitgeschnittener Gespräche prägten den Wahlkampf. Bis zuletzt war nicht klar, wer eigentlich warum den ganzen Prozess initiiert hat.
Staus und überfüllte Busse
Mehrere Busunternehmen fahren heute Sonderschichten, dennoch kam es im Umfeld zahlreicher Wahllokale offenbar zu chaotischen Verkehrsverhältnissen, da viele Wahlpflichtige mit dem Auto zur Stimmabgabe fuhren und ihr Fahrzeug mangels Parkplätzen im direkten Umfeld auf der Straße abstellten. Die Stimmabgabe endet offiziell um 16 Uhr (Ortszeit, 22 Uhr mitteleuropäischer Zeit). Eine Ausdehnung ist nicht vorgesehen.
HINWEIS: Das Ergebnis des Referendums finden Sie -nach Auszählung der Stimmen- hier auf INFOAMAZONAS.
Die Hintergründe des Abwahlreferendums in Lima (Infoamazonas)