Alle großen peruanischen Umfrageinstitute zeigen ein ähnliches Bild: Mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen, die wahlpflichtige Einwohnerinnen und Einwohner in der peruanischen Hauptstadt Lima gestern abgaben, waren offenbar solche, die den Verbleib von Bürgermeisterin Susana Villarán unterstützen. Einfacher wird das Regieren für Villarán allerdings durch das Votum nicht: Die selben Umfragen deuten an, dass ein Großteil der Stadträte ihrer Ratsfraktion abgewählt wurde, ebenso wie auch zahlreiche Mandatsträger der bislang oppositionellen christlichen Volkspartei PPC, die den Verbleib Villaráns unterstützte und wohl künftig ein Bündnis mit dieser eingehen wird.
Bestätigen sich die Zahlen des Umfrageinstitutes DATUM, nach denen mehr als 14 Ratsmitglieder abgewählt wurden, kommt es im Verlauf des Jahres 2013 zu Neuwahlen – bei denen nicht über die Bürgermeisterin oder den gesamten Rat, sondern nur über die Neubesetzung der dann freigewordenen Sitze entschieden wird. Das wäre für Villarán ein großes Problem, da ihre Organisation Fuerza Social im Juli 2007 den Status einer Partei wegen ihrer erfolglosen Teilnahme an den Kongresswahlen verloren hat. Um eine eigene Mehrheit im Rat der Stadt Lima zu haben, müssten Kandidaten von Fuerza Social deshalb auf der Liste einer anderen Partei kandidieren. Das könnte beispielsweise die „Tierra y Dignidad“-Partei des Umweltaktivisten und suspendierten Priesters Marco Arana sein – die in Lima bislang allerdings lediglich bescheidene Erfolge einfahren konnte. Zudem sind zahlreiche bekannte Köpfe von „Tierra y Dignidad“ vermutlich selbst von der Abwahl betroffen, beispielsweise Marisa Glave, die auf Einladung Villaráns über die Liste von Fuerza Social in den Stadtrat gewählt worden war.
Erste Hochrechnungen der peruanischen Wahlbehörde ONPE werden gegen 7 Uhr Ortszeit erwartet (13h MEZ).
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